Heute legt die Uno den Weltklimabericht vor - mit dramatischen Aussagen. Die Temperaturen steigen deutlich, der Meeresspiegel ebenso.

Hamburg. Erntereife Zitronen im Vorgarten, Bananenstauden am Jungfernstieg und Palmen im Stadtpark. Ungefähr so könnte die Flora im Jahr 2080 in Hamburg aussehen, wenn sich die Szenarien der Klimaforscher bewahrheiten sollten.

Die Uno stellt heute in Paris den Weltklimabericht vor, der von Wissenschaftlern aus über 130 Nationen erstellt wurde. Sie warnen darin vor einem weiteren Fortschreiten der Erderwärmung, dem Schmelzen des Eises an den Polen und dem daraus resultierenden Anstieg des Meeresspiegels.

Klimatische Veränderungen, die sich auch in der Hansestadt bemerkbar machen würden. Bei einem prognostizierten Plus von bis zu vier Grad Celsius zeigt sich der Klimawandel auch von seiner schönen Seite: lange laue Sommernächte in den Straßencafes, dauerhafte Sandalensaison, bürofähige Bermudashorts, braun gebrannte Haut und große Sonnenbrillen - doch nicht ohne Risiko, denn durch längeren Aufenthalt in der Sonne und ungeschützte Haut steigt auch die Gefahr von Hautkrebs.

"Wichtig ist, dass sich die Menschen schützen", warnt der Klimatologe Jobst Augustin, der im Universitätsklinikum Eppendorf mit anderen Forschern die Folgen von Sonne und UV-Strahlung für die Haut untersucht. Bereits jetzt sei die Sonne im Frühjahr stärker als noch Jahrzehnte zuvor. "Mittlerweile ist es teilweise schon im März notwendig, Sonnenschutz zu benutzen, die Menschen dürfen das Hautkrebsrisiko nicht unterschätzen", sagt Augustin.

Und wie müssten Häuser aufgrund der prognostizierten Hochwasser und steigenden Pegel künftig aussehen? Der Wissenschaftler Erik Pasche von der Technischen Universität Harburg sieht eine Lösung am Beispiel der Niederlande. "Hamburg ist nicht nur eine Stadt am Wasser, sondern auch im Wasser. Danach sollte auch gelebt werden", sagt er.

Sogenannte Floating Homes oder Häuser auf Stelzen seien eine denkbare Lösung. "In anderen Ländern fahren die Leute mit dem Boot zur Arbeit, wieso nicht in Hamburg? Man muss sich nur den Gegebenheiten anpassen", sagt Pasche. Die Deiche immer weiter zu erhöhen sei keine Lösung. Dann wäre die Katastrophe bei einem Bruch nur umso größer. "Bei 7,60 Metern ist irgendwann Schluss", so der Wissenschaftler.

Steigt der Meeresspiegel also wirklich - wie prognostiziert - um bis zu 80 Zentimeter, stünde der Fischmarkt künftig bei Sturmflut noch höher unter Wasser. Um solchen Szenarien zu entgehen, müssten neue Häuser höher oder gänzlich schwimmend gebaut werden. Die Verantwortung liege, sagt Pasche, sowohl bei der Regierung als auch bei jedem einzelnen Bürger. "Das Pendel schlägt bereits stark aus, und wir brauchen eine neue Strategie, um mit der Situation klarzukommen", warnt er.

Auch Flora und Fauna blieben vom Klimawandel nicht verschont. "Für Pflanzen ist eher Kälte ein Problem. Das heißt, dass nicht zwingend Arten aussterben, sich in Hamburg aber eine größere Vielfalt entwickeln könnte", sagt Carsten Schirarend, Leiter des Botanischen Gartens in Hamburg. Palmen im Stadtpark und professioneller Weinanbau in Blankenese wären dann keine Illusion mehr.

Arten wie Oliven- oder Orangenbäumchen, die zurzeit eher auf der Fensterbank oder dem Balkon wachsen und blühen, könnten künftig auch das ganze Jahr über draußen stehen. "Entscheidend ist die Anzahl der Frosttage. Je weniger wir davon haben, je mehr exotische Pflanzenarten können in unseren Breitengraden wachsen und kultiviert werden", sagt Schirarend. "Letztendlich ist natürlich alles spekulativ, doch möglich und relativ wahrscheinlich."

Bei den Tieren wird es Gewinner und Verlierer geben, sollte die Temperatur weiter steigen: "Bestimmte Arten sind dann klar im Vorteil, andere müssten abwandern oder würden letztendlich aussterben", sagt Stephan Zirpel vom Naturschutzbund (Nabu) in Hamburg. Bereits jetzt zeichneten sich deutliche Veränderungen in der Population bestimmter Tiere ab. So ist der Bienenfresser - ein Vogel, der für gewöhnlich in der Mittelmeerregion zu Hause ist - schon in Hamburg gesehen worden.

Für die Seevögel sieht die Zukunft hingegen schlechter aus. Arten wie Strandläufer, Sandpfeifer oder Brachvogel werden bei stetig steigenden Temperaturen immer größere Probleme haben, Nahrung zu finden, sagt der Experte.

Anders sieht es bei den Insekten aus: Heuschrecken, Mücken, Grillen und bestimmte Schmetterlingsarten sind sehr robust und lieben ein warmes Klima. "Ihre Population würde durch das wärmere Klima sicherlich steigen", glaubt Stephan Zirpel. Ob dann auch die Malaria-Mücke den Weg nach Hamburg finden wird, ist aber fraglich.