Bei jeder 100. Untersuchung Tumore entdeckt. Alle Frauen über 50 erhalten Einladungen zum Röntgen.

Hamburg. Die Chancen von Hamburger Frauen, Brustkrebs zu überleben, sind deutlich gestiegen. Der Grund: Es werden mehr bösartige Tumore im Frühstadium entdeckt. Das ist das wichtigste Zwischenergebnis einer Mammografie-Reihenuntersuchung (Screening), die seit drei Monaten in Hamburg läuft.

Bis Mitte Juli nahmen knapp 10 000 Frauen zwischen 50 und 69 Jahren aus dem Bezirk Harburg das kostenlose Angebot an. "Bei jeder 100. Röntgenuntersuchung entdeckten wir einen Krebs", sagte Radiologin Dr. Maria Schofer dem Abendblatt. Besonders erfreulich war, dass ein Viertel davon erst Vorstufen von Brustkrebs waren. "Diese sind so klein, dass die Frauen oder auch ihre Ärzte sie nicht hätten ertasten können", ergänzt Gynäkologin Dr. Eva-Maria Baumgartner.

Ohne das Mammografie-Screening wären diese bösartigen Zellen somit erst entdeckt worden, wenn sie zu einem tastbaren Tumor herangewachsen wären. Das hätte die Überlebenschancen der Frauen gesenkt. Denn 90 Prozent können geheilt werden, wenn ein Mammakarzinom frühzeitig erkannt wird. Doch auch sonst sind die Chancen, Brustkrebs zu überleben, höher als je zuvor. 80 Prozent der Erkrankten leben heute auch fünf Jahre nach der Diagnose noch. Die sinkende Sterblichkeit bei Brustkrebs beruht auf zwei Entwicklungen: bessere Früherkennung und effizientere Therapien. Auf beiden Gebieten leisteten Hamburger Mediziner Pionierarbeit.

!(i patientin) Bisher zahlten die Krankenkassen eine Mammografie nur, wenn ein Verdacht auf Brustkrebs bestand oder wenn nahe Verwandte erkrankt waren. Im Rahmen eines bundesweiten Mammografie-Screenings erhalten jetzt auch alle Frauen in Hamburg, die zwischen 50 und 69 Jahre alt sind, alle zwei Jahre eine Einladung zu dieser Früherkennungsuntersuchung. Als nächstes werden die Frauen aus dem Raum Bergedorf Post erhalten. Dann folgen Hamburg-Mitte, Altona, Wandsbek, Eimsbüttel und Nord.

"Die Frauen sollten dieses Angebot annehmen", raten die beiden Medizinerinnen eindringlich, die gemeinsam mit Dr. Jutta Lübbering-Schmidt und Dr. Rene Rückner für die Reihenuntersuchung verantwortlich sind. "Wenn ihnen der Termin nicht passt, dann können wir diesen immer noch verschieben. Aber eine zweite Chance erhalten sie erst in zwei Jahren."

Den Besuch beim Frauenarzt und das Abtasten der eigenen Brust ersetzt diese Reihenuntersuchung nicht.