Sechs führende Spezialisten werden mehr als 60 Prozent der Brustkrebs-Operationen in der Stadt vornehmen.

Das größte Brustkrebszentrum Deutschlands wird demnächst in Hamburg entstehen. Das Mammazentrum Hamburg am Krankenhaus Jerusalem und das Brustzentrum des Diakonie-Klinikums im Krankenhaus Elim schließen sich ab dem 1. Januar 2009 zusammen. Daraus entsteht das neue kooperative Mammazentrum Hamburg im Jerusalem-Krankenhaus.

"Die Behandlung von Brustkrebs ist mittlerweile so speziell, dass es durchaus gerechtfertigt ist, sie aus der normalen Frauenklinik herauszulösen und eine Klinik für die Behandlung der Brust zu konstituieren", sagte Prof. Christoph Lindner, Chefarzt der Gynäkologie am Diakonie-Klinikum Elim und Leiter des dortigen Brustzentrums, dem Abendblatt. "Es hat Sinn, dass sich zwei Kliniken, die so eng benachbart sind, zusammenschließen und ihre Kräfte bündeln", sagte Dr. Timm C. Schlotfeldt, der zusammen mit Prof. Eckhard Goepel und Privatdozent Dr. Kay Friedrichs das Mammazentrum am Jerusalem-Krankenhaus leitet.

Die beiden Mammazentren waren auch bisher schon die größten in der Hansestadt. Im Krankenhaus Jerusalem wurden in diesem Jahr 700 Brustkrebsoperationen vorgenommen, im Krankenhaus Elim 550. Künftig sollen über 60 Prozent der Brustkrebsoperationen in Hamburg von der neuen gemeinsamen Institution vorgenommen werden. "In dem neuen Zentrum werden wir mehr als 1000 solcher Operationen durchführen", sagte Schlotfeldt. Damit sei das neue Zentrum die größte Institution deutschlandweit und nach Mailand die zweitgrößte in Europa.

Die Fusion geht Schritt für Schritt. Zwar gibt es schon ab 1. Januar 2009 eine gemeinsame Organisation, aber zunächst bleiben beide Kliniken Ansprechpartner für die Patientinnen, und es wird auch noch an beiden Standorten operiert. "Mittelfristig ist geplant, die Brustklinik am Krankenhaus Jerusalem einzurichten, in der die Patientinnen dann die gesamte Diagnostik, die Operation und die anschließende Chemotherapie durchführen lassen können", sagte Lindner.

Neu ist auch das Leitungsteam. Neben den bisherigen leitenden Ärzten der beiden Mammazentren werden ab 1. Januar auch Prof. Martin Carstensen (bisher Chefarzt im Albertinen-Krankenhaus) und Prof. Peter Scheidel (bisher Chefarzt im Marienkrankenhaus) dazugehören.

Unter der Leitung der sechs Spezialisten sollen dann in dem neuen Brustzentrum mehr als 2000 Brustoperationen pro Jahr durchgeführt werden, inklusive der Eingriffe bei gutartigen Tumoren und der plastischen Operationen.

Gleichzeitig wird zum Januar 2009 am Diakonieklinikum Elim ein neues Zentrum gegründet: "Nach den Vorgaben unserer Fachgesellschaft soll auch die Behandlung von Tumoren des Unterleibs in Zentren konzentriert werden. Deswegen werden wir ebenfalls zum ersten Januar als Erste in Hamburg am Diakonie-Klinikum Elim ein Zentrum für gynäkologische Krebserkrankungen gründen", sagte Lindner, der zusammen mit Prof. Carstensen und Prof. Scheidel dieses Zentrum leiten wird. Hier werden dann Frauen mit Tumoren der Gebärmutterschleimhaut, des Gebärmutterhalses, der Eierstöcke und mit Krebserkrankungen der äußeren Genitalien behandelt. "Es wird auch eine enge Verzahnung mit der Darmchirurgie im Darmzentrum des Diakonie-Klinikums geben", sagte Lindner. Geplant ist, mindestens 100 solcher überwiegend sehr aufwendigen Operationen pro Jahr durchzuführen. "Damit würden wir die Vorgaben zur Mindestmenge der Deutschen Krebsgesellschaft erfüllen."

Die Behandlung in beiden Zentren bringt auch den Patientinnen Vorteile: "So können wir etwa in der Brustklinik die intraoperative Strahlentherapie etablieren, die ein enges Zusammenspiel von Operateur und Strahlentherapeut erfordert, den Patientinnen aber deutliche Vorteile bieten kann, da ein Teil der notwendigen Nachbestrahlung bereits in Narkose während der OP erfolgt. Durch die Größe unseres gemeinsamen Zentrums können wir innovative Therapiekonzepte schneller in die Klinik holen", sagt Lindner. Und die Spezialisten wollen die Qualität der Behandlung weiter steigern.