Eine Studie der DAK und der Universität Heidelberg zeigt: Sport baut Ängste ab und senkt das Risiko für einen Rückfall.

Mit Sport den Brustkrebs besiegen. Das klingt so verblüffend einfach, aber die Wissenschaftler sind von dem Erfolg überzeugt. Eine aktuelle Studie belegt: Gezielte Bewegungsprogramme wie Lauftests für Frauen mit Brustkrebs steigern deren Lebensqualität, erhöhen das Selbstbewusstsein, bauen Ängste ab, mildern Depressionen. "Und das Risiko für eine Neuerkrankung reduziert sich", sagt Prof. Dr. Gerhard Huber vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Heidelberg. "Es gibt kein Medikament, das diese positive Wirkung erzielen kann", so der Forscher weiter.

Die Wissenschaftler haben die gestern in Heidelberg vorgestellte Studie im Auftrag der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) erstellt. Rund 150 Frauen testeten dabei in Hamburg, Berlin, Köln und München in elf mehrwöchigen Kursen ein speziell für sie entworfenes Programm. Das Pilotprojekt wurde von der DAK zusammen mit dem Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) entwickelt und von der Universität Heidelberg wissenschaftlich begleitet. Nach dem Willen der DAK soll das Bewegungsprogramm "Gezielt bewegen. Fitness stärken" bundesweit angeboten werden.

Nach Angaben des Heidelberger Sportwissenschaftlers Gerhard Huber erwies sich das neue Bewegungsprogramm als sehr effektiv. "Die Therapie verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden nachweisbar", sagte der Mediziner vom Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW). Als besonderen Erfolg wertete Huber, dass auch die für Krebspatientinnen typischen Erschöpfungszustände spürbar gemildert werden konnten. Ein Erfolg, den bisher keine Arznei in dieser Form erzielt habe.

Laut Huber steigerte sich bei den Frauen innerhalb weniger Wochen auch die Ausdauer. Zudem sei ein anderes Körpergefühl zu beobachten gewesen, und Gruppenerlebnisse hätten das Selbstvertrauen gestärkt. Dadurch könnten Ängste abgebaut und Depressionen gemildert werden, so der Mediziner. Er sieht zudem eine sinkende Rückfallgefahr.

Durch diese Ergebnisse sieht sich die DAK in ihrem Sportprogramm mit speziellen Therapeuten bestätigt. "Es ist richtig und wichtig, neben dem Körper auch die Seele und das soziale Umfeld der Frauen zu stärken", sagte Markus Saur, DAK-Geschäftsführer in Baden-Württemberg. Viele Patientinnen hätten in der hochtechnisierten Krebstherapie offenbar das Gefühl, keine Kontrolle mehr über ihr Leben zu haben. Die Gruppenkurse vermittelten "mehr Lebenskraft und Lebensfreude".

Nach Angaben der Krebsgesellschaft erkranken bundesweit jährlich rund 57 000 Frauen an Brustkrebs. Bei den 35- bis 55-Jährigen ist die Krankheit die häufigste Todesursache, jährlich sterben knapp 18 000.