Die Strahlentherapie kann um ein bis zwei Wochen verkürzt werden, wenn die erste Anwendung bereits im Operationssaal erfolgt. Im Mammazentrum Hamburg wurden jetzt erstmals in Norddeutschland Patientinnen damit behandelt.

Hamburg. Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, können noch schonender behandelt werden: Erstmals in Norddeutschland wird im Mammazentrum Hamburg im Jerusalem Krankenhaus während einer brusterhaltenden Operation das Wundgebiet bestrahlt. Damit verkürzt sich die nach einer brusterhaltenden Operation obligatorische Strahlentherapie, die bis zu acht Wochen dauern und 36 Behandlungen umfassen kann.

"Die intraoperative Strahlentherapie ersetzt fünf bis acht Behandlungen, das erspart den Patientinnen eine bis zwei Wochen der Bestrahlungstherapie. Überflüssig werden die externen Bestrahlungen, mit denen das Tumorbett gezielt mit einer höheren Dosis behandelt wird", erklärt Dr. Florian Würschmidt. Der Facharzt für Strahlentherapie in der Radiologischen Praxis Mörkenstrasse und der Gynäkologe Privatdozent Dr. Kay Friedrichs betreuen die Patientinnen im Mammazentrum.

Doch diese Behandlung ist nicht für alle Patientinnen geeignet. "Sie kann nur dann angewendet werden, wenn die Frau an einem einzelnen, bis zu drei Zentimeter großen Tumor erkrankt ist", sagt Friedrichs. Bei ihnen wird, nachdem der Tumor entfernt worden ist, während der Vollnarkose das Tumorbett mit weichen Röntgenstrahlen bestrahlt.

In Absprache mit dem Strahlenmediziner platziert der Chirurg dafür die Sonde der Strahlenquelle, die mit einem kugelförmigen Applikator ausgestattet ist, in dem Tumorbett. "Der Kugeldurchmesser wird der Tumorgröße entsprechend ausgewählt. Er variiert zwischen 2,5 und fünf Zentimeter. Die Kugeloberfläche gibt dann eine Strahlung in das umliegende Gewebe ab, tötet eventuell noch vorhandene Tumorzellen ab, ohne dass gesundes Gewebe erst durchstrahlt werden muss", erläutert Dr. Würschmidt. Je nach Größe des Tumors verlängert sich die OP dadurch um 20 bis 55 Minuten.

Die intraoperative Strahlentherapie wird in den Brustzentren in Mannheim, München, Berlin und Frankfurt bereits seit längerem durchgeführt. Zugleich wird diese Therapiestrategie in Studien weiter entwickelt. "Das Ziel ist, herauszufinden, bei welchen Patientinnen auf eine nachfolgende Strahlentherapie ganz verzichtet werden kann", erläutert Dr. Kay Friedrichs, "ohne die Effizienz zu gefährden."