Liebe Elisabeth, liebe Lena, lieber David und lieber Thomas,

auf dieser Reise kann ich Euch über das Hamburger Abendblatt einen Gruß zukommen lassen, das ist mal etwas ganz Besonderes. Am 19. September war für mich Anreisetag von Bremen via Amsterdam nach Willemstad auf Curacao. Dort habe ich die Amtsgeschäfte von meinem Kollegen übernommen und bin seit 20. September mittags wieder einmal Kapitän auf der "Meteor". Wer weiß, ob ich, wie von mir geplant, noch zwei weitere Einsätze auf dem schönen Schiff erleben darf. Ab 1. Januar 2006 wird das Schiff von der Reederei F. Laeisz in Rostock bereedert, und ob wir bei dem Wechsel unseren Arbeitsplatz behalten werden, das ist leider noch offen.

Am 22. September waren morgens alle Vorbereitungen für die Reise abgeschlossen und wir konnten um 9.18 Uhr die Leinen loswerfen und uns auf die Reise nach Cristobal begeben. Auf der Anreise in unser Hauptarbeitsgebiet vor Costa Rica und Nicaragua gab es in der Karibik bis zum Panamakanal nur ein kleines wissenschaftliches Arbeitsprogramm mit fünf kurzen Stopps, um Wasserproben für die Wissenschaftler aus 1000 Meter Wassertiefe an Bord zu holen. Und so hatten wir am 24. September bei Sonnenuntergang sogar die Zeit, ein Bootsmanöver mit dem Schlauchboot für Wissenschaftler und Besatzung anzubieten.

Einen Tag später lagen wir dann von 10.30 bis 19.42 Uhr auf der Innenreede von Cristobal vor Anker, wo uns die Behörden abfertigten und vier Wissenschaftler aus Bremen, einer aus England und drei aus Costa Rica das Team an Bord noch verstärkten. Um 19.42 Uhr nahmen wir bei Dunkelheit die Passage durch den Panamakanal in Angriff. Es war wieder einmal eine interessante, spannende Durchfahrt, und alle, die dieses Erlebnis zum ersten Mal genießen konnten, waren begeistert und bis zum Ende um 3.30 Uhr dabei. Ich werde Euch einige schöne Bilder mit der nächsten Post schicken können. Heute sind wir nun vor der Küste von Costa Rica angekommen und haben nach dem Mittagessen damit begonnen, Meßinstrumente vom Meeresboden aufzunehmen, die seit April dieses Jahres seismologische Messungen aufgezeichnet haben und deren Ergebnisse nun von den Wissenschaftlern des IFM-Geomar aus Kiel mit Spannung erwartet und dann ausgewertet werden. Auf dem Arbeitsdeck warten der Tauchroboter Quest und andere videokontrollierte Geräte auf ihre ersten Einsätze.

Alle an Bord haben sich inzwischen auf dem Schiff gut eingelebt, und es wächst mal wieder ein Team zusammen, das rund um die Uhr tüchtig viel arbeitet, aber in der Freizeit auch mal richtig Spaß hat. Mit einem Tischtennisturnier haben wir bereits begonnen . . . Neptun war uns bisher gnädig, das Wetter beschert ruhige See, und die Seekrankheit hat noch keinen erwischt. Die Kombüse verwöhnt uns wie gewohnt mit bestem Essen, der erste Wal wurde gestern nachmittag gesichtet, und die Maskentölpel, die im Wasser reichlich Beute machen, sitzen vollgestopft mit gutem Fisch zufrieden vorne auf der Back und bekleckern zum Leidwesen des Bootsmanns fleißig die frische Farbe!

Liebe Grüße Euch allen in der Heimat von Bord der "Meteor" auf See, Euer Martin