Liebe Rica,

hier ist es unheimlich heiß, das Wasser ist wunderschön blau und zur Zeit spiegelglatt. Manchmal sieht man fliegende Fische vor dem Schiff aus dem Wasser schnellen. Wir haben den Panamakanal durchquert, das heißt, wir sind an einer ganz schmalen Stelle zwischen Nord- und Südamerika von der einen Seite auf die andere gefahren. Eine tolle Sache, denn früher mußten die Schiffe um ganz Südamerika herumfahren, und da unten im Süden war es oft sehr stürmisch. Viele Schiffe sind gesunken. Unser Schiff wird natürlich nicht sinken.

Jetzt sind wir vor der Küste Costa Ricas. Das ist ein wunderschönes Land, in dem Deine Mama und ich einmal Urlaub gemacht haben. In Costa Rica gibt es wunderschöne, merkwürdige und unheimliche Dinge zu sehen: Regenwälder mit Käfern so groß wie meine Hand, Krebse in den leuchtendsten Farben, riesige blaue Schmetterlinge, bunte Kolibris, Brüllaffen so laut wie dein Bruder Jona und feuerspeiende Vulkane.

Die Vulkane haben sogar etwas mit unserer Forschung hier zu tun, wenn man so will. Vor Costa Rica wird nämlich der Meeresboden unter das Land gedrückt und kommt dabei immer tiefer in die Erde hinein, wo es immer heißer wird. Wenn es zu heiß wird, dann wird ein Teil flüssig und bahnt sich den Weg nach oben durch die Gesteine hindurch. Die heiße Lava bricht dann an den Vulkanen durch den Kontinent hindurch. Bevor es aber soweit kommt, werden dort, wo der Meeresboden unter dem Kontinent verschwindet, ganz viele Stoffe freigesetzt, praktisch aus dem Boden herausgedrückt. Manchmal führt es dazu, daß ganz tief im Wasser, wo kein Licht mehr hinkommt, trotzdem besondere Lebewesen gedeihen. Wir glauben, daß die ersten Lebewesen unter ähnlichen Bedingungen lebten, zu einer Zeit, als man die Luft noch nicht atmen konnte und es weder Menschen noch die vielen an der Luft lebenden Tiere und Pflanzen gab.

So, nun ist es schon wieder spät. Ich gehe jetzt schlafen; Du stehst wahrscheinlich gerade auf. In meiner kleinen Schlafkammer wird mein letzter Blick den Fotos von Dir, Jona und Mama gelten.

Gute Nacht - guten Morgen, vergeßt mich nicht, Dein Papa