Der Autismus, an dem einer der fünf in Darry getöteten Jungen gelitten haben soll, ist eine krankhaft übertriebene, völlige Selbstbezogenheit. Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen ("autos" bedeutet "selbst"). Dahinter verbirgt sich eine Entwicklungsstörung, die in vielfältigen Formen auftritt - von leichten Verhaltensproblemen bis hin zu schweren geistigen Behinderungen.

Das wenig bekannte Krankheitsbild Autismus fand 1988 schlagartig Aufmerksamkeit durch den Oscar-gekrönten US-Filmhit "Rain Man". Dustin Hoffman spielt darin den autistischen Raymond Babbitt. Dessen Bruder, der es auf sein Millionenerbe abgesehen hat, holt Raymond aus einer Klinik ab, schleppt ihn auf eine Reise durch die USA - und lernt dabei dessen Eigenarten, aber auch außergewöhnlichen Fähigkeiten kennen.

Meist macht sich diese angeborene und unheilbare Störung der Wahrnehmungsfähigkeit und Informationsverarbeitung im frühen Kindesalter bemerkbar.

Bei der Diagnose unterscheiden Mediziner zwischen Frühkindlichem Autismus ("Kanner-Syndrom") und dem "Asperger-Syndrom", das oft erst im dritten Lebensjahr auffällt. Etwa jedes zweite Kind mit frühkindlichem Autismus kann nicht richtig sprechen. Sie nennen etwa andere Menschen "ich" und sich selbst "du". Ihnen fehlt der Wunsch, mit Gleichaltrigen Kontakt aufzunehmen, und sie meiden häufig Augenkontakt mit anderen.

Andererseits besitzen sie oft außergewöhnliche Fähigkeiten, etwa im Kopfrechnen, beim Zeichnen, in der Musik oder der Merkfähigkeit. So kennt Film-Autist Dustin Hoffman alle Flugzeugabstürze mit Flugnummern und der Anzahl der Todesopfer.