Heinrich IV. von Frankreich wusste sehr genau, womit er sich seine Verlobte Maria von Medici gewogen stimmen konnte. Er habe gehört, "dass sie einige Modelle nach Art der französischen Mode wünsche". Daher sende er ihr "einige Püppchen". Darunter muss man sich keineswegs spielzeughaft kleine Figuren vorstellen, denn die seit dem 14. Jahrhundert gebräuchlichen "Mannikin"-Puppen, die auch "Pandora" genannt wurden, konnten sogar lebensgroß sein. Sie waren keine Spielzeuge, sondern Anschauungsstücke, die die jeweils neueste Mode vorbildhaft präsentierten, damit diese für den Gebrauch jener Frauen, die finanziell dazu in der Lage waren, kopiert werden konnten. "Puppenwelt ist Modewelt" heißt die neue Ausstellung in Elke Dröschers Puppenmuseum Falkenstein, in der die vielfältigen Beziehungen zwischen Puppen und Kleidern kulturgeschichtlich thematisiert und an ausgewählten Beispielen präsentiert werden.

So wie es seit dem 19. Jahrhundert Modejournale gab, in denen die Damen der Gesellschaft die neuesten Trends erfuhren, gab es zunächst in Frankreich und später auch in Deutschland Modejournale für Puppenmütter. Sie enthielten nicht nur Abbildungen von modisch gekleideten Puppen, sondern auch Anleitungen und Stirckmusterbögen, sodass die Mädchen in der Lage waren, die abgebildeten Modelle nachzuschneidern. 1868 publizierte die Autorin Marina Witter (1838-1910) unter dem Pseudonym Marie Leske das "Illustrierte Spielbuch für Mädchen". Zum Thema weibliche Handarbeit heißt es darin: "Eine Hauptangelegenheit im Spiel mit der Puppe ist die Kleidung derselben. Es ist ein ebenso nützlicher als angenehmer Zeitvertreib für geschäftige Mädchen. Wenn sie mit Kleidern, Hüten und Mänteln sorgfältig umzugehen wissen, werden sie auch in späteren Jahren auf ihren eigenen Anzug die gehörige Sorgfalt verwenden."

Die pädagogische Absicht wird allzu deutlich, gleichwohl dürfte das spielerische Moment im Umgang mit Puppen und Puppenkleidern für die Kinder im Vordergrund gestanden haben.

Doch gerade weil Puppenkleidung stets auch die Kleidung der jeweiligen Zeit widerspiegelt, eignen sich historische Puppen vorzüglich für eine kulturgeschichtliche Zeitreise in die Modegeschichte. Gleich im Eingangsbereich ist die Käthe-Kruse-Puppe eines Jungen in Matrosenkleidung zu sehen, einer beliebten Jungen-Kleidung der Kaiserzeit, die jedoch bereits seit 1850 nachweisbar ist. Die eigentliche Ausstellung beginnt mit einer jener "Pandora"-Figuren, die von vornehmen Modehäusern zu Werbezwecken an potente Kundinnen versandt wurden. Sie ist etwa 45 Zentimeter hoch und stammt aus dem Jahr 1780. Zahlreiche weitere Puppen, die überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen, zeigen sehr anschaulich den Wandel der Mode - von der Krinoline, dem "Cul de Paris", bis hin zum Petticoat. "Wir haben Berichte darüber, dass die Hausschneiderin nicht nur Mutter und Tochter einkleidete, sondern schließlich auch noch ein entsprechendes Kleidchen für die Puppe lieferte", berichtet Elke Dröscher.


Puppenwelt ist Modewelt Puppenmuseum Falkenstein, Grotiusweg 79, 1.7.-31.8., Di-So 11-17 Uhr.