Provokation bereitete ihm Genuss, der Bruch gesellschaftlicher Konventionen war für ihn Programm. Für seine "Big Nudes" ließ sich Helmut Newton durch Fahndungsfotos mit den Gesichtern von RAF-Terroristen inspirieren. Aber schon in den 60er-Jahren hatte er die Mode- und Aktfotografie revolutioniert - mit genau kalkulierten Bildinszenierungen, die bewusst mit der Fantasie der Betrachter spielen. Die Weserburg, Bremens Museum für Moderne Kunst, würdigt einen der berühmtesten und einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts mit der Ausstellung "Helmut Newton - Fotografien", in der auf 750 Quadratmetern etwa 75 Werke aus einer Bremer Privatsammlung zu sehen sind. Zu dem u. a. von "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer erhobenen Vorwurf, Newtons Fotografien seien sexistisch, meint Carsten Ahrens, der Direktor der Weserburg: "Die Frau in diesen Fotografien erscheint nie als Objekt männlicher Macht, sondern als Herrin ihrer Sexualität. Allen Anfeindungen zum Trotz, die ihn von klerikaler oder gutbürgerlicher Seite trafen wie von Seite bedeutender Feministinnen, hat er ein neues Bild der Frau beschworen, das von emanzipiertem Selbstbewusstsein geprägt ist."

Die Schau vermittelt zudem Einblicke in Newtons Leben. Er musste 1938 aus Deutschland emigrieren, startete nach 1945 in Europa eine beispiellose Karriere und kam 2004 bei einem tragischen Autounfall ums Leben.


Helmut Newton - Fotografien Weserburg, Museum für Moderne Kunst, Bremen, Teerhof 20, bis 31.12., Di-Fr 10-18, Do bis 21, Sa / So 11-18 Uhr geöffnet.