Caillebotte malte vorzügliche Seestücke und konstruierte Yachten. Bremen würdigt den außergewöhnlichen Künstler.

Er war ein enger Freund und Kollege von Monet, Renoir und Pissarro, schuf ein malerisches Werk von beeindruckender Qualität, ist aber dennoch als Künstler bislang nur wenig bekannt. Erst in den letzten Jahren wurde Gustave Caillebotte (1848-1894) durch eine große Retrospektive, die zunächst in Paris und später auch in den USA gezeigt wurde, wieder entdeckt. Wobei der Begriff Wiederentdeckung im Grunde gar nicht zutrifft, da Caillebotte auch zu Lebzeiten als Künstler in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde.

So ist es eine echte Entdeckung, zu der die Kunsthalle Bremen mit ihrer Ausstellung "Über das Wasser - Gustave Caillebotte" in diesem Sommer einlädt.

Während die Pariser Retrospektive 1994 Caillebotte vor allem als Maler des großstädtischen Lebens präsentierte, das er mit übersteigerten Perspektiven und außergewöhnlichen Blickwinkeln darstellte, steht in Bremen nun ein anderer, nicht minder wichtiger Aspekt im Mittelpunkt: seine Beziehung zum Wasser.

Dass Kuratorin Dorothee Hansen dieses Thema sogar weiter fasst, als man es bei einer Kunstausstellung eigentlich erwartet, liegt an der außergewöhnlichen Vita des Künstlers.

Gustave Caillebotte wurde 1848 als Kind einer Pariser Großbürgerfamilie geboren. Er studierte zunächst Jura, besuchte dann die Ecole des Beaux-Arts und fand bald Kontakt zur Gruppe der Impressionisten.

"Dass sich Gustave Caillebotte besonders gern mit Motiven beschäftigte, die mit Wasser, mit Flüssen und Booten in Beziehung stehen, hängt auch mit seiner Leidenschaft für den Wassersport zusammen", erklärt Hansen: "Er war ein erfolgreicher Segler, war Vizepräsident des Pariser Yachtklubs, konstruierte aber auch selber Yachten, die auf seiner eigenen Bootswerft gebaut wurden."

Caillebotte verband technische Innovationen im Bootsbau mit seinem Interesse an Formen und dem Gespür für Ästhetik. "Für die Seglerwelt ist Caillebotte ebenso wichtig wie für die Kunstgeschichte", sagt Dr. Hansen, die auch diesen Aspekt im Schaffen des Künstlers mit Konstruktionszeichnungen, Modellen, Fotos und einem originalen Yacht-Nachbau beleuchten will.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen gleichwohl Gemälde; atmosphärische Bilder mit dem regennassen Pflaster Pariser Straßen, außergewöhnliche Durchblicke auf Plätze und Boulevards, vor allem aber mit Motiven, die Wassersportler und Freizeitruderer zeigen wie überhaupt Menschen am Fluss. Caillebotte malte nicht nur an Flüssen wie der Seine bei Paris, sondern ab 1880 auch Motive an der Küste der Normandie. Dabei entstanden Ausblicke über die steil abfallende Küstenlinie auf das Meer, die in ihrer Leuchtkraft an Gemälde von Monet und Pissarro erinnern.

Zu sehen sind etwa 40 Gemälde, die überwiegend aus Familienbesitz kommen. Ohne die Unterstützung der Nachkommen des Künstlers wäre die Ausstellung nicht möglich geworden.

Ein eigener Ausstellungsteil ist schließlich Caillebottes Beziehung zu seinen impressionistischen Künstlerfreunden gewidmet. Seit 1876 beteiligte er sich an fünf der insgesamt acht Impressionistenausstellung. Während sich die französischen Museen zurückhielten, kaufte Caillebotte in großem Maßstab Bilder seiner Malerfreunde an. Als er 1894 starb, vermachte er testamentarisch beinahe 70 Bilder von Monet, Renoir, Degas, Pissarro und Cezanne dem französischen Staat. 40 davon kamen ins Musee de Luxembourg und waren die ersten impressionistischen Gemälde, die ein französisches Museum zeigte. Heute gehören sie zu den Spitzenwerken im Musee d'Orsay.

Von sich selbst hatte Caillebotte kein einziges Gemälde in den Bestand der Schenkung aufgenommen. Erst die Testamentsvollstrecker - Bruder Martial und Auguste Renoir - ergänzten die Schenkung um zwei Gemälde von Caillebotte.


Über das Wasser - Gustave Caillebotte Kunsthalle Bremen, Am Wall 207, 28195 Bremen. 29.6.-5.10., Di 10-21, Mi-So 10-18 Uhr.

Diese Ausstellung wird gefördert durch: EWE AG, swb, Weser Kurier, Bremen Marketing Gesellchaft, Beluga Shipping GmbH.