Richard Stark Der große alte Mann der US-Krimiliteratur liest aus “Fragen Sie den Papagei“. Der Held der Geschichte ist eine gnadenlos gute Figur - und ein Gangster. “Tatort“-Kommissar Andreas Hoppe liest den deutschen Part

Für den irischen Romancier John Banville ist "Richard Stark einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts". Für Michael Ondaatje ("Der englische Patient") ist Stark einfach "einer der besten Autoren des Genres - kurz und bündig und ebenso lakonisch wie seine Hauptfigur". Das ist mächtig viel Lob für den US-amerikanischen Autor, der bürgerlich Donald E. Westlake heißt. Und dessen lakonischer Held schlicht auf den Namen Parker hört. Kein Vorname, nur Parker. Parker, der Berufsverbrecher. Ein Mann ohne besondere Moral, lediglich auf sein eigenes Wohl bedacht. Und dennoch: eine gnadenlos gute Figur, der man durchaus Sympathien entgegenbringt.

Den ersten Parker-Roman brachte Richard Stark 1962 heraus - "The Hunter" wurde mit Angie Dickenson und Lee Marvin verfilmt (unter dem Titel "Point Black"). Seitdem sind mehr als 20 weitere Kriminalromane mit diesem Anti-Helden erschienen, auf Deutsch jüngst "Fragen Sie den Papagei", aus dem Stark beim Hamburger Krimifestival lesen wird. Unterstützt wird er von Andreas Hoppe, der im SWR-"Tatort" als Mario Kopper an der Seite von Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) glänzt.

In "Fragen Sie den Papagei" ist Parker nach einem missglückten Banküberfall auf der Flucht in den Bergen von Massachusetts. Unterschlupf findet er bei einem seltsamen Knaben, einem Außenseiter, der zurückgezogen mit seinem Papagei in einer Hütte lebt. Weiter fliehen kann Parker nicht, denn in der Gegend wimmelt es von Polizei - also beteiligt sich Parker unter falschem Namen selbst an der Suche nach den Bankräubern ... Doch es gibt eine Phantomzeichnung - und zwei nicht ganz helle Brüder meinen, Parker darauf erkannt zu haben, und versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Allein: Sie wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben. Parker aber weiß genau, was er will. Und seine Ziele verfolgt er grundsätzlich ohne jede Skrupel. Und das mit Erfolg.

"Fragen Sie den Papagei" ist - wie andere Parker-Romane auch - ein packender, ungemein dichter und spannender Roman noir : Die Sonne der Zuversicht scheint nicht in dieser Geschichte, die Welt ist in ihrem inneren Kern verdorben. Es geht um nichts anderes als das nackte Überleben. Und darin ist Parker Experte.

Es sind nicht die Parker-Romane allein, die Westlake alias Richard Stark des Ruf eines ganz großen Kriminalschriftstellers eingebracht haben. Unter seinem bürgerlichen Namen wie unter weiteren knapp zehn Pseudonymen hat der im Bundesstaat New York lebende Autor nochmals mehr als 80 Romane veröffentlicht, darunter auch eine Reihe von Science-Fiction-Geschichten. Damit zählt Westlake, der in den frühen 50er-Jahren mit Kurzgeschichten begann, gewiss auch zu den produktivsten Autoren des Genres - mit fast schon simenonschen Ausmaßen.

Wer amerikanische Kriminalromane der allerbesten literarischen Art schätzt, sollte sich den Abend mit Richard Stark in der Buchhandlung Heymann nicht entgehen lassen.


Richard Stark dt. Lesung: Andreas Hoppe, Moderation Susanne Weingarten ("Der Spiegel"), Sa 8.11., 20.30, Buchhandlung Heymann, Osterstraße 134, Eintritt 10,-