Sebastian Fitzek Seine Psychothriller sind Bestseller. Aus “Der Seelenbrecher“ liest er im Kulturgut Gaußstraße

Antworten auf die Frage, was Menschen an Kriminalromanen fasziniert, gibt es viele. Etwa dass der Leser seine sozial tabuisierten Fantasien auslebt, dass er stellvertretend handelt, dass ihn eine spannende Geschichte für Stunden seines tristen Alltags enthebt. Und so einige Theorien mehr. Bei Psychothrillern scheinen die Dinge noch ein wenig komplizierter zu liegen. Wer liest, wie Menschen in quälende seelische Notlagen geraten, empfindet derjenige Lust? Oder lustvolle Angst?

Für Sebastian Fitzek, dem momentan erfolgreichsten deutschen Autor von Psychothrillern, liegt die Antwort darin, ein letztes Geheimnis zu ergründen: "Die größten Mysterien liegen tief im Innersten unserer menschlichen Psyche verborgen", sagt er in einem Interview. "Unser Gehirn ist wie eine Tiefsee. Vielleicht ist es das letzte unerforschte Terrain auf Erden, voll von Geheimnissen, die darauf warten, entdeckt zu werden."

In seinen Romanen bedient sich Fitzek, 1971 in Berlin geboren, ungehemmt dieser Entdeckerlust. In seinem erfolgreichen Debüt "Die Therapie" aus dem Jahr 2006 war das so, in den nachfolgenden Romanen "Amokspiel" und "Das Kind" auch.

Nicht viel anders verhält es sich in Fitzeks aktuellem Psychothriller "Der Seelenbrecher", aus dem der Autor, dessen Bücher auch in den USA und England (eine Art Ritterschlag) erscheinen, am 7. November lesen wird.

Allein der Titel verspricht keine beschauliche Lektüre. Es ist die Geschichte eines Psychopathen, der es auf junge, schöne Frauen abgesehen hat: Er bringt sie in seine Gewalt - und nach einer Weile lässt er sie wieder frei. Doch es sind andere Frauen als zuvor, sie sind innerlich zerbrochen, seelisch verwahrlost, als seien sie in ihrem eigenen Körper verschüttet. Das Grauen erreicht in einer luxuriösen psychiatrischen Klinik seinen Höhepunkt: Dort wird der "Seelenbrecher", wie ihn die Medien getauft haben, unerkannt eingeliefert. Nach einem verheerenden Schneesturm ist die Klinik von der Außenwelt abgeschnitten. Beste Arbeitsbedingungen also für den Seelenbrecher ...

Für Fitzek ist sein Buch (ein echter Pageturner) mehr als nur ein Roman, er versteht es als (nicht ganz ernst gemeintes) "psychiatrisches Experiment". Darin ist jeder Leser "ein Versuchskaninchen, ob er will oder nicht". Und so beantwortet Fitzek während seiner Lesung beim Krimifestival ja vielleicht auch die Frage, was eigentlich an Psychothrillern so faszinierend ist. Immerhin hat die Antwort diesem jungen Autor einige höchst lesenswerte Bestseller beschert.


Sebastian Fitzek Moderation Volker Albers, Fr 7.11., 20.00, Kulturgut Gaußstraße, Gaußstraße 190, Eintritt 10,-