HAMBURG. Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hat die deutsch-französische Freundschaft als wichtigen Motor für die Weiterentwicklung der Europäischen Union (EU) bezeichnet. "Deutschland und Frankreich bilden aus historischen Gründen eine Schicksalsgemeinschaft. Verstehen sich die beiden Völker, war das immer gut für Europa", sagte Müller bei einer Rede vor dem Hamburger Überseeclub e.V. in der Bucerius Law School. Müller war bis Dezember 2006 Kulturbeauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französischen Beziehungen. Er bezeichnete die deutsch-französischen Beziehungen als eine einzige Erfolgsgeschichte: "In historisch atemberaubender Geschwindigkeit sind aus Feinden Freunde geworden", sagte der 51-Jährige.

Mit Sorge beobachte er aber die neuesten Entwicklungen. "Die Aufarbeitung des Krieges ist unter jungen Leuten kein Thema mehr. Deshalb brauchen wir eine neue Begründung der deutsch-französischen Freundschaft", so Müller. Das Lernen der jeweils anderen Sprache sei auf beiden Seiten rückgängig. Es werde kaum noch deutsch oder französisch gesprochen. Englisch habe die Sprachenvielfalt verdrängt. Müller: "Im globalen Kontext spielen Deutsch und Französisch nur eine untergeordnete Rolle."

Das Thema Europa werde für die Franzosen aber erst nach den Präsidentschaftswahlen wieder interessant. Eine wichtige Rolle spiele die EU-Verfassung "Der Vertrag ist nicht eins zu eins mehrheitsfähig. Aber wir müssen uns zumindest auf die Substanz einigen", sagte Peter Müller. Das Nein der Franzosen zur Europäischen Verfassung sei vor allem ein Nein zum Tempo der EU-Osterweiterung und dem Regelungsanspruch der EU gewesen. Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich gebe es auch in der Energiepolitik, da Frankreich auf Kernenergie setze.

Die Deutschen könnten von den Franzosen vor allem beim Thema Kinderbetreuung lernen. "Begriffe wie Rabenmutter oder Heimchen am Herd gibt es in Frankreich nicht", so Peter Müller. "Für die Franzosen gibt es einfach nur unterschiedliche Modelle bei der Betreuung der Kinder."