Kardinäle, Sekretäre, ein Leibarzt und Sicherheitsleute: Die verschworenen Vatikan-Experten hinter Papst Benedikt XVI.

Rom/Berlin. Auf einem Foto aus den letzten Jahren seines Pontifikats lenkt Johannes Paul II. (1920-2005) scheinbar eigenhändig schwer gebeugt einen schwarzen Mercedes. Doch der Eindruck täuschte, das greise Kirchenoberhaupt saß hinter dem Chauffeur, von dem nur die Hand am Lenkrad zu sehen war. Wenn der Papst auf Reisen geht, ist ihm nicht nur der Fahrer des Papamobils zu Diensten: Er wird von einem stattlichen Gefolge aus engen Beratern und Diplomaten begleitet. Eine Ausnahme bildete der jüngste Ausflug von Benedikt XVI. zu einer romanischen Kirche in den Abruzzen in den Sommerferien. Dabei begleitete ihn lediglich sein Bruder Georg. Zum viertägigen Besuch Benedikts ab Donnerstag in seiner deutschen Heimat indes geht wieder ein großer päpstlicher Tross auf Reisen.

Lange vor dem Pontifex inspiziert der päpstliche Reisemarschall alle Ziele und Stationen anstehender Papstreisen. Im engen, manchmal nicht ganz leichten Kontakt mit kirchlichen und staatlichen Behörden klärt Alberto Gasbarri die Abläufe von Veranstaltungen und die Anreise dorthin. Allein die Entscheidung über den Ort für die große Open-Air-Messe mit dem Papst in Berlin erforderte wegen der Verlegung vom unübersichtlichen Platz vor dem Charlottenburger Schloss ins Olympiastadion zahlreiche Abstimmungen vor Ort.

Wenn der Papst sich nach monatelangen Vorbereitungen selbst auf die Reise macht, ist der hochgewachsene Römer Gasbarri immer in nächster Nähe des Kirchenoberhaupts zu sehen.

Auf dem römischen Flughafen steigt Benedikt bei seinen Reisen als letzter Passagier ein, wenn sein Gefolge, der „seguito papale“ sowie etwa 70 Journalisten aus aller Welt, längst Platz genommen haben. Benedikt genießt ganz vorn im Flieger dank ausgebauter Sitze besonders große Beinfreiheit. Zwischen 25 und 30 Mitglieder seines engsten Beraterkreises nehmen in den vorderen Reihen Platz.

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Ganz in seiner Nähe weiß der Papst in Rom wie auf seinen Reisen stets Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Bertone diente ihm bereits als engster Mitarbeiter, als Joseph Ratzinger noch die vatikanische Glaubenskongregation leitete. Ebenfalls nicht wegzudenken aus der Nähe des Papstes ist dessen Privatsekretär Georg Gänswein. Im Papamobil nimmt er hinter seinem Dienstherrn Platz, bei Veranstaltungen richtet er das Mikrofon für den Papst und reicht ihm Lesebrille sowie Redetexte.

Aus den Vatikanbehörden reist im Gefolge neben Bertone bei Auslandsreisen gewöhnlich der päpstliche „Innenminister“ mit. Für den erst im Mai ernannten Sarden Giovanni Angelo Becciu wird Deutschland nach der Spanien-Visite beim Weltjugendtag im August erst die zweite päpstliche Auslandsreise in dieser Funktion sein. Zudem ist immer ein Vertreter der Sprachenabteilung im Papst-Tross dabei, im Fall der Deutschlandreise Winfried König.

Darüber hinaus lässt Benedikt sich gewöhnlich von mehreren Kardinälen und Bischöfen aus der vatikanischen Kurie begleiten, die mit den anstehenden Themen vertraut sind oder aus dem Reiseland stammen. Zur Delegation in Deutschland, wo Ökumene als ein Schwerpunkt gilt, gehört etwa Kurienkardinal Kurt Koch, der seit 1. Juli 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ist.

Um die persönlichen Dinge des Papstes kümmert sich sein Kammerherr Paolo Gabriele. Je nach Wetterlage trägt er dem 84-Jährigen Schirm und Mantel hinterher. Zur Vorsorge reist zudem der päpstliche Leibarzt mit. Der Herzspezialist Patrizio Polisca war lange in der vatikanischen Gesundheitsbehörde tätig, bevor er dem greisen Renato Buzzonetti nachfolgte, der mit Johannes Paul II. um die Welt gereist war.

Besondere Verantwortung trägt im Gefolge des Papstes bei Reisen der Zeremonienmeister. Guido Marini sorgt für einen traditionellen Ablauf der Gottesdienste. Während Marini für die Papstliturgie in aller Welt zuständig ist, sorgen mitreisende Schweizergardisten und Mitglieder der vatikanischen Gendarmerie für die persönliche Sicherheit des Kirchenoberhaupts.

Für die im Papstflugzeug mitreisenden Journalisten ist Vatikansprecher Federico Lombardi der Ansprechpartner. Bei Auslandsreisen des Kirchenoberhaupts erhalten sie auf dem Hinflug die seltene Gelegenheit, dem Pontifex bei einer kurzen Pressekonferenz in der Luft Fragen zu stellen. (epd)