Im Streit um Nebeneinkünfte zeigt designierter SPD-Kandidat in Hamburg ein wenig Reue: Debatte um Nebeneinkünfte hat Partei geschadet.

Hamburg. Irgendwann kommt sie dann - die 25 000-Euro-Frage. Peer Steinbrück sitzt auf der Bühne im Altonaer Theater und schauspielert ein bisschen. "Ist nicht eigentlich jetzt Schluss?" Dann schaut er demonstrativ auf seine Uhr und grinst ins Publikum. Die Zuschauer lachen, der Witz hat funktioniert. Peer Steinbrück, Kanzlerkandidat der SPD, geht in die Offensive: "Warum darf ein Sozialdemokrat eigentlich kein Geld verdienen?" 25 000 Euro Honorar hatte Steinbrück für einen Vortrag in Bochum von den Stadtwerken erhalten. "Ist das gerecht?", fragt Moderator und "Spiegel"-Chefredakteur Georg Mascolo.

Steinbrück, früher Finanzminister der Großen Koalition, hat nichts Illegales getan. Es ist eine moralische Debatte: Darf ein SPD-Parlamentarier seit 2009 Nebeneinkünfte von einer Million Euro haben, wenn er gleichzeitig der Finanzbranche die Fesseln anlegen will und für Mindestlöhne wirbt? Steinbrück kontert: Nur weil er Geld verdiene, habe er nicht seine Antenne für soziale Verantwortung verloren. Im Gegenteil, er wünsche sich, dass auch einige reiche Banker ein Gespür für die Schieflage der Gesellschaft behielten.

Die etwa 300 Zuschauer applaudieren. In einer Umfrage hat Steinbrück auf der Beliebtheitsskala neun Prozent eingebüßt. Hier im Altonaer Theater, wo auch Sozialdemokraten sitzen, hat Steinbrück ein Heimspiel. Es gibt vereinzelte Pfiffe gegen Mascolo, als er hartnäckig nachfragt, ob Steinbrück nicht alle Vorträge als Kanzlerkandidat hätte absagen müssen. "Es reicht jetzt", keift eine Frau im Parkett. Und Steinbrück sagt, es sei ein Fehler gewesen, nicht zu erkennen, dass das Geld von einer hoch verschuldeten Stadt komme. Er räumt ein, dass die SPD durch die Debatte um seine Nebeneinkünfte Schaden erlitten hat. Das tue ihm leid. Aber besser jetzt die Diskussion als im Mai oder Juni 2013, wenn der Wahlkampf heiß werde, sagt er.

Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, sitzt auch auf der Bühne. Er gibt Steinbrück Rückendeckung: "Es ging bei der Debatte auch darum, Steinbrück den Start als Kanzlerkandidat zu vermasseln."

Niemand überrascht im Altonaer Theater die Frage nach den Nebeneinkünften. Sie passt auch gut, denn Detlef Wetzel hat ein Buch geschrieben, "Mehr Gerechtigkeit" (Hoffmann und Campe). Wetzel attackiert die SPD für die Agenda 2010 und sieht Hartz IV als Ursache der Spaltung der Gesellschaft. Steinbrück verteidigt die Reform und wirft den Gewerkschaften vor, sich nicht um eine Generation junger Unternehmer gekümmert zu haben. "Auf die flexiblen Arbeitswelten haben die Gewerkschaften lange nicht reagiert." Ansonsten verstehen sich Steinbrück und Wetzel an diesem Vormittag aber sehr gut. Die SPD, sagt Steinbrück, habe keine Wohngemeinschaft mit der Gewerkschaft, aber gemeinsame Wurzeln.