Dagmar Metzger wird da sein. Die hessische SPD-Abgeordnete, die im vergangenen Jahr als Erste öffentlich erklärte, dass sie den Linkskurs ihrer damaligen Chefin Andrea Ypsilanti nicht mittragen wollte und später damit zur ihrem Sturz beitrug.

Hamburg. Dagmar Metzger wird da sein. Die hessische SPD-Abgeordnete, die im vergangenen Jahr als Erste öffentlich erklärte, dass sie den Linkskurs ihrer damaligen Chefin Andrea Ypsilanti nicht mittragen wollte und später damit zur ihrem Sturz beitrug. Sie wird an diesem Sonnabend als Delegierte auf dem Landesparteitag der hessischen SPD in Darmstadt sitzen. Trotz aller Anfeindungen der Genossen wird sie den Neuanfang ihrer Partei begleiten. Zwar hatte sie sich im Januar nicht wieder in den Landtag wählen lassen, ist aber weiterhin Stadtverordnete in Darmstadt.

Carmen Everts, Jürgen Walter und Silke Tesch werden nicht da sein. Sie hatten sich erst einen Tag vor der Wahl Ypsilantis zur Ministerpräsidentin entschlossen, ihr die entscheidenden Stimmen zu verwehren. Die drei gehören deswegen dem Landtag auch nicht mehr an und kämpfen gegen ihre Parteiausschlussverfahren.

Die Gräben und Verletzungen sitzen tief. Carmen Everts musste sich sogar von der Frankfurter SPD-Bundestagskandidatin anhören, ihr sollten "die Beine abfaulen". Kaum denkbar, dass das alles auf dem Landesparteitag für den Neuanfang keine Rolle spielen soll. Doch "formal" gibt es keine Entscheidungen, die der Parteitag dazu zu fällen hätte, wie Parteisprecher Frank Steibli erklärt.

Es soll der Parteitag des neuen Hoffnungsträgers Thorsten Schäfer-Gümbel werden - auch wenn er als Spitzenkandidat das historisch schlechteste Wahlergebnis für die Hessen-SPD von 23,7 Prozent einfuhr. Ihm wird das nicht angelastet. Vielmehr sprang er auf eine aussichtslose Position ein, als Andrea Ypsilanti an ihrem Wortbruch gescheitert war. Erst hatte sie eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei abgelehnt, dann angestrebt.

Genau das führt der Landesvorstand im Entwurf seines Leitantrags für den Parteitag auch als einen der drei Gründe für das Wahldesaster an. Doch kein Wort des Vorwurfs an Ypsilanti. Vielmehr sei die "Chance, Vertrauen durch konkrete Politik" zurückzugewinnen, an der Weigerung der vier Abgeordneten, Ypsilanti zu wählen, gescheitert. Die Schuld an der Wahlniederlage hätten nicht allein diese vier, sagt Steibli, aber bei vielen Abgeordneten herrsche die Meinung, diese hätten "die Partei blamiert und fühlen sich gekränkt".

Der Vertrauensverlust wird nun "nicht kurzfristig zu beheben" sein, heißt es in dem Leitantrag. Doch dabei will man nicht allein auf Hessen blicken. Die Auseinandersetzung mit der Linkspartei sei auch eine bundespolitische Angelegenheit.

Schäfer-Gümbel will nun nach dem Fraktionsvorsitz auch den Parteivorsitz von Ypsilanti übernehmen. Der Bundestagsabgeordnete Michael Roth soll neuer Generalsekretär werden und die Hofheimer Bürgermeisterin Gisela Stang Vize-Vorsitzende. Zumindest Roth gilt als treuer Ypsilanti-Fan.