Das kündigt Vattenfall-Chef bis 2020 an. Hamburgern droht schon im Januar Preiserhöhung. Auch die Industrie wird stärker zur Kasse gebeten.

Hamburg. Der Ausstieg aus der Atomkraft wird Deutschlands Verbraucher und Unternehmen teuer zu stehen kommen. "Bis 2020 erwarten wir, dass die Stromrechnung für die Verbraucher um 30 Prozent höher ausfällt als heutzutage", sagte Tuomo Hatakka, Chef von Vattenfall Deutschland. Mit der Energiewende soll die Erzeugung von mehr Strom aus regenerativen Energien von den Verbrauchern subventioniert werden. Zudem müssen auch neue Leitungen gebaut werden, um etwa Windstrom von Nord nach Süd zu transportieren. Die Kosten dafür liegen allein in Deutschland in den nächsten Jahren bei bis zu zehn Milliarden Euro.

Die nächste Tariferhöhung könnte bereits zum Jahreswechsel erfolgen. Dann steigt die Umlage für die gesetzlich vorgeschriebene Förderung erneuerbarer Energien um 0,06 auf 3,592 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom. Diese Mehrkosten dürfen die Konzerne an ihre Kunden weitergeben. Hinzu kommen laut Hatakka weitere Belastungen. "Allein die steigenden Netzentgelte zum Jahreswechsel, die Umlage für Ökostrom und die Steuer darauf führen zu einem Kostenanstieg um mehrere Prozent." Welche Auswirkungen dies auf den Hamburger Strompreis konkret hat, wollte er noch nicht sagen. "Wir überlegen, wie wir damit umgehen", so Hatakka. Auch bei den Anbietern Hamburg Energie und LichtBlick wird noch gerechnet. Veröffentlichen müssen die Konzerne ihre Kalkulation erst sechs Wochen vor Inkrafttreten der neuen Tarife, also Mitte November.

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Das Internetportal Verivox erwartet zum Jahreswechsel eine Verteuerung der Strompreise um vier Prozent. Das bedeutet für einen Mehrpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh 35 Euro Zusatzkosten im Jahr. Neben den gestiegenen Großhandelspreisen für Strom nennt Verivox als weiteren Faktor die Netznutzungsentgelte, also jene Gebühr, die ein Stromkonzern verlangt, wenn ein Wettbewerber sein Netz nutzt. Die elf größten Betreiber der Stromleitungen haben derzeit Erhöhungen ihrer Tarife von 6,5 Prozent angekündigt. "Wird dieser Trend auch von den anderen Netzbetreibern aufgenommen, erhöht sich der Endpreis um weitere 17 Euro jährlich. Die Strompreise für private Verbraucher in Deutschland steigen damit 2012 im zwölften Jahr in Folge", sagt Peter Reese, Leiter des Energiewirtschaftsressorts bei Verivox.

Auch die deutsche Industrie wird künftig bei der Stromversorgung stärker zur Kasse gebeten. Vor allem Großverbraucher wie Stahl- oder Aluminiumproduzenten, die auch in Hamburg Werke unterhalten, fürchten, dass sie durch höhere Kosten nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können. Im Schnitt legen die Preise im kommenden Jahr wohl um neun Prozent zu, erklärte der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) gestern. Grund sei auch die Abschaltung von acht der 17 deutschen Atomkraftwerke. Auch Blackouts, so die Sorge der Firmen, seien denkbar. Stromausfälle könnten für Industrieunternehmen existenzbedrohend sein, warnte der VIK-Vorsitzende Volker Schwich: "Hier geht es nicht um ein Abendessen bei Kerzenschein, sondern um komplexe Produktionsprozesse, deren Stabilität lange vor einem von der Allgemeinheit bemerkten Blackout bedroht ist."