Der staatliche Stromanbieter Hamburg Energie will seine Kundenzahl verdoppeln und 2012 Gewinn machen. Kritik kommt allerdings von der CDU.

Hamburg. Trotz Millionen-Verlusten sieht sich der städtische Stromanbieter Hamburg Energie auf Erfolgskurs. Das Jahr 2010 hat der von CDU und GAL gegründete Versorger mit einem Minus von 3,2 Millionen Euro abgeschlossen, soll aber ab 2012 schwarze Zahlen schreiben, sagte Geschäftsführer Michael Beckereit gestern bei der Präsentation der Bilanz. Rund 35 000 Stromkunden sind zu der Tochterfirma der Hamburg Wasser gewechselt. In zwei Jahren, so das erklärte Ziel, soll Hamburg Energie den Anbieter Lichtblick (rund 70 000 Stromkunden) überholt haben, der ebenfalls auf erneuerbare Energien setzt und Nummer zwei ist in der Stadt - nach Vattenfall.

3,2 Millionen Euro hat Hamburg Energie allein im Jahr 2010 in Werbung gesteckt. Rund 100 Stromanbieter sind in Hamburg aktiv. Bisher hat das städtische Unternehmen seine - nicht eben bescheidenen - Ziele jedenfalls erfüllt. "Wir sind relativ stolz auf unser Baby", sagte der Geschäftsführer. Man werde weiter in eigene Wind- und Solaranlagen investieren, rund 120 Millionen Euro alleine bis 2015. Ziel: Die Hälfte des angebotenen Stroms will das Unternehmen selbst erzeugen, was dem Bedarf von 40 000 Haushalten entsprechen würde. Auch der Energiebedarf der Mutterfirma Hamburg Wasser (Stromrechnung: jährlich 18 Millionen Euro) soll ab 2018 erzeugt werden.

Zufall oder nicht: Während in die Tochterfirma investiert wird, erhöht Hamburg Wasser die Preise um zwei Prozent. Ab 2012 kostet ein Kubikmeter Wasser 1,67 Euro. Obwohl der Pro-Kopf-Verbrauch seit Jahren rückläufig ist, steigen die Betriebskosten stetig, hieß es. Dennoch ist Wasser in Hamburg im Bundesvergleich noch günstig.

Hamburg Energie steht weiter in der politischen Schusslinie. Wie berichtet, verlor der Anbieter kürzlich einen Auftrag der Stadt, nachdem Vattenfall geklagt hatte. Geschäftsführer Beckereit wies Vorwürfe der CDU zurück, das Unternehmen verstoße gegen das EU-Wettbewerbsrecht, weil es unlautere Vorteile genieße. So garantiert der Senat etwa Sicherheiten in Höhe von 640 Millionen Euro, was sehr günstige Kredite ermöglicht. Zudem verweist man bei Hamburg Energie darauf, dass viele Stromanbieter staatlich seien - auch der schwedische Konkurrent Vattenfall.

Ein "beträchtlicher wirtschaftlicher Misserfolg" sei die Bilanz, sagte Heiko Hecht (CDU). Zudem wäre die Energiewende auch ohne diese Initiative eingeleitet worden. "Ich bezweifele, dass ein von der Stadt gepäppelter Anbieter in den Markt drängen muss, wenn andere bereits ökologisch produzieren." Thomas-Sönke Kluth (FDP) sprach von einem "ideologisch motivierten Unternehmen", das auf Kosten der Steuerzahler und Wasserkunden am Leben erhalten werde. GAL-Fraktionschef Jens Kerstan nannte die Kritik "unqualifiziert". Dass ein neues Unternehmen nach zwei Jahren keine schwarzen Zahlen schreibe, "ist nichts Ungewöhnliches".