Bis zu eine Million Euro fehlen im Haushalt, wenn ein 30 Jahre alter Arzt ins Ausland geht. Sorgen auch um auswandernde Facharbeiter.

München/Hamburg. Die Auswanderung von qualifizierten Arbeitskräften schadet der deutschen Wirtschaft und den öffentlichen Haushalten. Nach einer Studie des Ifo-Instituts, in der die öffentlichen Einnahmen (Steuern und Sozialabgaben) den Ausgaben (Bildung, Infrastruktur, Renten und andere Sozialleistungen) gegenübergestellt werden, werden die Auswirkungen deutlich. Anhand von zwei typischen Fällen – ein Facharbeiter in der Metallbranche und eine Ärztin – berechneten die Forscher die fiskalischen Effekte der Auswanderung.

Kehrt der Facharbeiter mit 23 Jahren Deutschland den Rücken, so entgehen den öffentlichen Kassen dadurch im Saldo 281 000 Euro. Künftige Zahlungen wurden bei der Kalkulation auf das Jahr 2008 abgezinst. Im Fall der Ärztin wurde unterstellt, dass sie mit 30 Jahren während der Facharztausbildung ins Ausland geht. In ihrem Fall kommt es durch die Auswanderung sogar im Saldo zu entgangenen Einnahmen von 1,075 Millionen Euro.

Über die gesamte Lebenszeit betrachtet, führe das zu einer negativen Bilanz für die öffentlichen Kassen in Deutschland, erklärten die Forscher. Da die Auswanderer in den Beispielfällen vor dem Schritt ins Ausland nur wenig Steuern und Sozialabgaben gezahlt haben, aber besonders von einer kostenlosen Ausbildung profitieren konnten, belasten sie die Allgemeinheit bis zum Zeitpunkt der Auswanderung mit rund 160 000 Euro im Fall des Facharbeiters und 436 000 Euro im Fall der Ärztin.

Blieben sie in Deutschland, würden sie hingegen über ihre gesamte Lebenszeit einen positiven Beitrag von 121 000 Euro (Facharbeiter) beziehungsweise 639 000 Euro (Ärztin) für die Allgemeinheit leisten. „Unsere Berechnung zeigt, wie wichtig es ist, die Abwanderung von Fachkräften zu verhindern“, sagte Christian Holzner, Bereichsleiter Sozialpolitik und Arbeitsmärkte am Ifo-Institut. Dafür müsse die Politik durch die Gestaltung des Steuer- und Abgabensystems die richtigen Anreize schaffen. „In Anbetracht der zunehmenden Zahl von qualifizierten Auswanderern besteht dafür ein hoher Handlungsbedarf“, erklärte er.