Die Messerattacke auf den Passauer Polizeichef ist eine unerhörte Tat. Vermutlich waren es Rechtsextreme, die dem engagierten Staatsdiener Rache...

Die Messerattacke auf den Passauer Polizeichef ist eine unerhörte Tat. Vermutlich waren es Rechtsextreme, die dem engagierten Staatsdiener Rache schworen und ihn beinahe umbrachten. Eine neue Qualität der Gewalt in der Szene.

Reagiert darauf wird aber allzu oft mit alten Reflexen. Etwa mit dem Ruf nach einem Verbot der NPD oder anderer rechter Parteien. Hätte es das gegeben, wäre die Tat trotzdem kaum verhindert worden. Im Gegenteil, noch mehr Rechtsradikale wären in den Untergrund abgetaucht und noch schwerer zu beobachten gewesen.

Vermutlich ist der Gewaltausbruch ohnehin vor allem Zeugnis von in die Ecke getriebenen Extremisten. Ihr Marsch in die Landtage ist bisher immer wieder am eigenen Unvermögen, halbwegs seriös politisch arbeiten zu können, und an persönlichen Streitereien und Eitelkeiten kläglich gescheitert. Mag es auch latent rechte Ansichten in einigen Bevölkerungskreisen geben - von einer Massenwirksamkeit sind die Rechten weit entfernt.

Was aber offensichtlich unterschätzt wurde, ist die zunehmende Gewaltbereitschaft des harten Kerns frustrierter junger Männer, die trotz eines Leichenberges von 55 Millionen Menschen und eines am Ende zerstörten Kontinents glauben wollen, dass in der Nazi-Diktatur nicht alles schlecht war.

Dummheit lässt sich nicht verbieten, und Verbote lösen in diesem Fall auch das Problem nicht. Allenfalls wird es in den Untergrund verdrängt. Es bleibt kein anderer Weg, als mit unermüdlichem pädagogischen Optimismus auf junge Menschen einzuwirken, am besten prophylaktisch, damit sie gar nicht erst in eine radikale Szene abgleiten. Falls es dazu zu spät ist, muss man ihrer wieder habhaft werden, notfalls auch mit Zwang. Gibt man sie auf, schreitet ihre Radikalisierung weiter voran, und ihr Gefahrenpotenzial wächst.