Mit dem Führungswechsel an der SPD-Spitze sollte für die Sozialdemokraten rechtzeitig vor dem Bundestagswahlkampf 2009 alles besser werden: Beck...

Mit dem Führungswechsel an der SPD-Spitze sollte für die Sozialdemokraten rechtzeitig vor dem Bundestagswahlkampf 2009 alles besser werden: Beck zurück in die Provinz, dafür Zuchtmeister Franz Müntefering an den Vorsitz und der als Außenminister zu Popularität gelangte Frank-Walter Steinmeier auf den Kanzlerkandidatenstuhl. Schnell noch ein werbewirksamer Machtwechsel in Hessen und dann mit Schwung in das neue Jahr.

Diese Planung ist hinfällig, seit Andrea Ypsilanti mit dem Versuch gescheitert ist, aus Hessen eine sozio-ökologische Musterfarm unter Duldung der Linken zu machen. Und die Bundes-SPD steht wieder da, wo sie vor Becks Sturz auch schon war: mit zerstrittenen Flügeln und mit einem vom Tagesgeschehen abhängigen Verhältnis zur Linkspartei.

Im Osten gesteht die SPD der Linken mittlerweile eine Art Folklorestatus zu. Da kann man schon mal koalieren. Am 30. August aber wird im Saarland gewählt. Dort droht der Gottseibeiuns der Sozialdemokratie, ihr ehemaliger Vorsitzender Oskar Lafontaine, ein gutes Ergebnis einzufahren. Ein Machtwechsel dürfte nur mit ihm möglich sein. Spätestens dann fällt der SPD wieder das alte Glaubwürdigkeitsproblem auf die Füße: Geht man mit der Linken nun auch im Westen zusammen? Wie ernst sind dann noch die Schwüre zu nehmen, dass man Gleiches auf Bundesebene niemals tun würde?

Bekennt sich die SPD aber offen zur Zusammenarbeit mit der Linken, zerreißt es sie, weil Sozialdemokraten nicht vergessen haben, wie die Kommunisten in der DDR mit ihnen umgesprungen sind, als die aus der PDS hervorgegangene Linkspartei noch SED hieß - und weil sie mit ihrem fahnenflüchtigen Oskar wieder in einem Boot säßen. Aus dieser Zwickmühle zwischen Machtoptionen und Gesichtsverlust hat die SPD noch keinen Ausweg gefunden.