Bonn. Haben Spione im Auftrag der Telekom sogar Bankdaten und Aufenthaltsorte von Journalisten und Aufsichtsräten ausgespäht und aufgespürt? Solchen Hinweisen geht jetzt die Bonner Staatsanwaltschaft nach. Es gebe entsprechende Aussagen "eines Geschäftsführers einer GmbH", sagte Oberstaatsanwalt Fred Apostel am Freitag und bestätigte damit Informationen der "Süddeutschen Zeitung". Ziel der möglichen Nachforschungen war es, undichte Stellen im Telekom-Konzern aufzuspüren, über die interne Informationen in den Jahren 2005 und 2006 an die Presse gelangt waren.

Das Ausspähen könnte insgesamt noch "weiter gegangen sein als bislang bekannt", berichtet die Zeitung. Denn technisch gesehen ist eine Ortung von Menschen, die ein Handy nutzen, kaum mehr ein Problem. Längst gibt es Dienstleister, die dies als kommerziellen Service anbieten. Wo sich ein Handynutzer aufhält, lässt sich mithilfe der Sendemasten orten, mit denen das Handy verbunden ist. Jeder Mast deckt einen Bereich ab, die Funkzelle. Und die Mobilfunk-Provider sind nach dem Vorratsdatenspeicherungsgesetz sogar verpflichtet, bei jedem Telefonat die gewählte Nummer, Gesprächszeit und auch die Funkzelle zu protokollieren, sagt Thilo Weichert vom Datenschutzzentrum Schleswig-Holstein in Kiel. Zwar ist eine metergenaue Überwachung nicht möglich, dafür sind die Funkzellen zu groß. Selbst in Städten ist die Lokalisierung relativ ungenau, sagt Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur des Computermagazins "c't" aus Hannover - eine Funkzelle steht für einen Umkreis von 50 bis 100 Metern. Doch selbst das kann aufschlussreich sein. Software, die alle Bewegungen auf einer Karte darstellt, kann feststellen, ob zwei Personen in der gleichen Gegend - sprich Funkzelle - sind. Zudem sind gleiche Bewegungsabläufe feststellbar. "Das kann ein gemeinsamer Spaziergang oder eine Autofahrt sein", so Andy Müller-Maguhn vom Berliner Chaos-Computer-Club. Doch die Vorwürfe gegen die Methoden der Telekom gehen noch weiter. Beim Ausspähen von Journalisten sollen schon im Jahr 2000 ehemalige Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit (Stasi) der Telekom geholfen haben, berichtet die "Financial Times Deutschland" (FTD). Im Visier der Späher war offenbar der damalige Chefreporter der FTD, Tasso Enzweiler, dessen Kölner Büro mit versteckter Kamera observiert worden sei.

Die Berliner Wirtschaftsdetektei Desa Investigation & Risk Protection war dabei als Unterauftragnehmer für die Telekom tätig. Gründer und Geschäftsführer der Firma aber sind, so die FTD, Frank Hendrik J. und Klaus-Dieter B. , die beide früher bei der Spionageabwehr der Stasi beschäftigt waren. Zu DDR-Zeiten hatte ihre Hauptabteilung II ausländische Botschaften, aber auch Journalisten und Korrespondenten aus dem westlichen Ausland überwacht.