Ehemaliger Sicherheitschef belastet Ex-Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer.

Berlin/Bonn. Mit blankem Entsetzen und ersten Maßnahmen hat die Politik auf den neuen Telekom-Skandal reagiert. Das ganze Ausmaß des Skandals sei noch gar nicht erkannt worden, sagte der CDU-Haushaltspolitiker Steffen Kampeter. "Ich erwarte eine größere Dimension als bei der ,Spiegel'-Affäre." Die hatte 1962 eine Regierungskrise ausgelöst.

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ehemaligen Telekom-Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke und Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel wegen des Verdachts, die Bespitzelung von Journalisten und von Aufsichtsräten veranlasst zu haben. Kampeter äußerte am Freitag die Befürchtung, dass sogar Mitglieder der Bundesregierung ausgespäht worden sein könnten. Der innenpolitische Sprecher der SPD im Bundestag, Dieter Wiefelspütz, sprach davon, den "Saustall Telekom auszumisten". Wiefelspütz sagte dem "Kölner Stadtanzeiger": "Was die gemacht haben, ist in etwa so, als würde ein Nahrungsmittelhersteller Gift in Nahrungsmittel geben." Der frühere Sicherheitschef der Telekom, Hans-Jürgen Knoke, hat Spitzeldienste in Zeiten von Vorstandschef Ron Sommer (1995-2002) zugegeben. "Der Vorstand hat Unzufriedenheit bekundet, dass permanent Interna in die Presse gelangen. Das ging klatsch, klatsch, klatsch, jeden Tag 'ne neue Meldung", sagte Knoke in "Spiegel-TV". Dann habe man "Maßnahmen" ergriffen. Das sei in DAX-Konzernen gang und gäbe.

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Chefs der großen Telekommunikationskonzerne für Montag zu einem Krisengespräch einbestellt. E-Plus, Vodafone, Telefonica (O2) und Arcor wollen allerdings nicht kommen. In seiner Absage, die der "FAZ" vorliegt, schreibt Vodafone-Chef Fritz Joussen: "Mir liegt daran klarzustellen, dass es sich bei den Vorkommnissen in der Deutschen Telekom... offensichtlich um Gesetzesverstöße in einem Unternehmen handelt, nicht aber um grundsätzliche Sicherheitsfragen oder ein mangelndes Bewusstsein der Branche."

Telekom-Chef Rene Obermann holte sich am Freitag den früheren Richter am Bundesgerichtshof, Gerhard Schäfer (70), als unabhängigen Experten ins Haus. Er soll die Vorwürfe über den Missbrauch von Verbindungsdaten prüfen und ein neues Datensicherheitskonzept erarbeiten. Schäfer war bereits 2006 Sachverständiger des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages. Sein Bericht führte dazu, dass die Bespitzelung von Journalisten durch den Bundesnachrichtendienst bekannt wurde.

Obermann sagte, er wisse nichts davon, dass die Telekom Bankdaten ausgeforscht hätte. "An dieser Stelle muss ich alle Spekulationen zurückweisen."