Die Bundestagsabgeordneten planen, sich ihre Diäten kräftig anzuheben. Schon wieder: Erst im November hatten sie beschlossen, ihre Bezahlung künftig an die von Bundesrichtern anzupassen - und sich damals einen Zuschlag von über neun Prozent genehmigt. Und nun also noch einmal mehr: 278 Euro im nächsten und 213 Euro im übernächsten Jahr. Ganz schön dreist, mag sich der einfache Bürger sagen, dessen Bezahlung nur geringfügig steigt und der zugleich vor Augen hat, um wie viel teurer Strom, Gas und Öl sowie viele Nahrungsmittel geworden sind.

Doch genauer hinzusehen wäre auch hier angebracht. Denn zum einen ist Politiker ein Vollzeitjob, der weit mehr als 38 Stunden Arbeit pro Woche bedeutet. Viele der Abgeordneten sind von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends im Einsatz - manch hochrangiger Manager hat mehr Freizeit. Auch das Maß an Verantwortung, das die Parlamentarier tragen, muss honoriert werden. Sind 8000 Euro dafür wirklich zu viel? In der freien Wirtschaft jedenfalls lässt sich bei ähnlichem Einsatz weit mehr verdienen.

Zum anderen kommt die neuerliche Diätenanhebung nicht aus heiterem Himmel: Als der Bundestag im vergangenen Jahr beschlossen hat, die Bezahlung künftig an die von hohen Beamten anzupassen, legte er gleichzeitig fest, alle künftigen Erhöhungen entsprechend den Tarifeinigungen im öffentlichen Dienst mitzumachen, aber jeweils um ein Jahr verzögert. Dahinter steckt die Absicht, die immer wiederkehrenden heftigen Debatten um die Diätenerhöhungen durch einen Automatismus auszuhebeln. Wie sagt es die Hamburger Abgeordnete Antje Blumenthal so treffend: "Eine Diätenerhöhung ist immer zum falschen Zeitpunkt." Das gilt auch für die jetzige. Warten wir ab, ob der Plan, künftig vom Volkszorn verschont zu bleiben, aufgeht.