HAMBURG. Altkanzler Gerhard Schröder wird heute Vormittag ein Grußwort an die Delegierten des Parteitags richten. Es wird erwartet, dass er darin die Union hart angreifen wird. Der Umstand, dass er noch vor SPD-Chef Kurt Beck reden wird, hatte viele Beobachter verwundert. Beck begründete den Ablauf mit "terminlichen Gründen". Eigentlich sei Schröders Beitrag für Sonnabend vorgesehen gewesen - aber da habe der Altkanzler andere Verpflichtungen gehabt, die ihn gezwungen hätten, direkt nach seiner Rede abreisen zu müssen. Dies habe man für "nicht glücklich" erachtet.

Schröder wird auf dem Parteitag nicht zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Nach Angaben aus der SPD-Zentrale soll er darum gebeten haben, dieses Vorhaben zu seinem 75. Geburtstag "auf Wiedervorlage" zu legen.

Schröders früherer Regierungssprecher Bela Anda bezeichnete Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit unterdessen als den wahren Hoffnungsträger der SPD. "Wowereit ist frei, authentisch und ohne Angst", sagte Anda dem Magazin "Cicero".

Nach einer Forsa-Umfrage für den Fernsehsender n-tv haben Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und SPD-Chef Kurt Beck die besten Chancen für die nächste SPD-Kanzlerkandidatur. Die beiden wurden von jeweils 21 Prozent der Befragten auf die Frage genannt, wer im Moment der beste Kanzlerkandidat der SPD sei.

14 Prozent entschieden sich für den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, 13 Prozent nannten Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und sechs Prozent Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.

Zehn Prozent finden, dass keiner dieser Politiker als Kanzlerkandidat infrage kommt. Arbeiter entschieden sich eher für Beck. Rentner und Arbeitslose stimmten trotz Becks Eintreten für längere Auszahlung des ALG I eher für Steinmeier. Über den Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2009 wird voraussichtlich im kommenden Jahr entschieden.