Kommentar

Was ist das für ein Gezänk, das in der CDU entbrannt ist? Manche halten die Oettinger-Filbinger-Debatte für eine leider wohl notwendige innerparteiliche Abgrenzungsschlacht gegen die letzten Altvorderen, die Akteure der Nazizeit nachträglich reinwaschen wollen. Andere nutzen ausgerechnet die Filbinger-Debatte für einen Abwehrkampf gegen Parteichefin Merkel. Dummerweise wird durch die immer neuen Einlassungen nichts klarer oder besser. Im Gegenteil.

Baden-Württembergs Grüne, die sich schon so schönen schwarz-grünen Gedankenspielen hingegeben hatten, wollen ihrer Basis ganz schnell erklären, warum sie mit Oettinger koalieren wollten, der doch eigentlich "mit dem Nazi-Quatsch überhaupt nichts am Hut" habe und nun die "Traditionsbataillone seiner Partei bedienen" solle.

Die "Traditionsbataillone" wiederum beginnen reflexartig mit dem altbekannten Aufrechnen. Von der SPD habe er keine Kritik an Günter Grass gehört, posaunt Georg Brunnhuber von der württembergischen CDU-Landesgruppe im Bundestag: "Die Linken dürfen in der SS gewesen sein." Die dürfen das! Wir nicht? Gemein! Und nun grätscht auch noch Jörg Schönbohm als Wortführer der Unions-Konservativen dazwischen: Dass Angela Merkel es gewagt hat, einen CDU-Granden öffentlich zu rügen, ist für ihn viel "schädlicher" als das Herumeiern über die Frage, warum die Filbinger-Rede eine Erträglichkeitsgrenze überschritten hat.

Was die staunende Öffentlichkeit hier anweht, ist wieder dieses "bockige, neurotische Verweigern, eine Jahrhundertschuld angemessen zu bearbeiten", wie es der ehemalige Beauftragte für die Stasi-Akten, Joachim Gauck, einmal ausdrückte. Die CDU muss nicht wie ein monolithischer Meinungsblock wirken. Aber die Meinungsvielfalt, die sie hier zur Schau stellt, ist einfach nur peinlich.