Am 4. Juli 2002 stellte die amerikanische Armee ein Computerspiel ins Internet, das es seitdem jedem ermöglicht, an Amerikas Kriegen virtuell teilzunehmen. "Americas Army" mit seiner beklemmend realistischen Trainings- und Kampfszenerie dient nach offiziellem Eingeständnis der Rekrutierung frischer Soldaten - und nach Meinung von Kritikern der Konditionierung wehrwilliger Jungen zu Killern.

In anderen beliebten "Egoshootern" wie "Halflife", "Doom" oder "Counterstrike" lauert ein erhebliches Suchtpotenzial. Die manchmal triste Realität des Spielers wird gnädig ausgeblendet und durch eine heroische Virtualität ersetzt. Vor allem Minderjährige mit psychischen und sozialen Defiziten können der Versuchung erliegen, die gewalttätigen "Lösungen" aus dem Spiel in die Wirklichkeit zu importieren. Doch ob "Killerspiele" die Gewaltbereitschaft allgemein gefährlich steigern, ist wissenschaftlich umstritten. Erfahrungen mit "Americas Army", das bislang fast acht Millionen Menschen gespielt haben, zeigen zumindest, dass erfahrene Spieler auch in der Realität mit einer Waffe in der Hand ähnlich bedenkenlos das Feuer eröffnen.

Sogenannte "Killerspiele" erstrecken sich über ein erhebliches Spektrum - von eher harmlos bis absolut menschenverachtend. Letztere müssen aus Läden und Internet natürlich verschwinden. Ein generelles Verbot von Spielen, in denen auf Gegner geschossen wird, ist jedoch praktisch kaum durchsetzbar - zumal Deutschland bereits den wohl strengsten Jugendschutz der Welt hat und exzessive Gewalt-Darstellungen ohnehin unter Strafe stellt. Viel wichtiger als formale Verbote ist die begleitende Kontrolle und liebevolle Führung seitens der Eltern.