2002 flossen pro Versichertem 538 Euro in den Ausgleichstopf - aus Bayern 14 Euro.

Hamburg/Berlin. Aus Hamburgs gesetzlichen Krankenkassen fließt deutlich mehr Geld in den sogenannten Risikostrukturausgleich (RSA) als bislang bekannt. Nach einer internen Studie des Bundesversicherungsamtes, die dem Abendblatt vorliegt, zahlten Hamburger Kassen bereits im Jahr 2002 im "Finanzkrafttransfer" je Versicherten 538 Euro. Das war bundesweit die höchste Summe vor Hessen (107 Euro), Rheinland-Pfalz (65), Niedersachsen (22), Baden-Württemberg (20) und Bayern (14). Vom RSA profitiert haben vor allem die Kassen in Ostdeutschland.

Auf den Zahlen dieser Studie basieren auch die gestern veröffentlichten Berechnungen der Gesundheitsexperten Bert Rürup und Eberhard Wille. Sie haben im Auftrag der Bundesregierung die Auswirkungen der geplanten Gesundheitsreform und des neuen Strukturausgleichs auf die Länder untersucht. Das Ergebnis: Bayern und Baden-Württemberg werden danach bei Weitem nicht so stark belastet, wie die Landesväter Edmund Stoiber (CSU) und Günther Oettinger (CDU) behauptet hatten. Dennoch lehnt Bayern weiter die Reform ab. Gesundheitsministerin Christa Stewens (CSU) sprach von "veralteten Daten". Oettinger will ein Gutachten abwarten, das er in Auftrag gegeben hat.

Hamburgs Kassen müssen 2009 nach unterschiedlichen Szenarien mit einem weiteren zusätzlichen Abfluss zwischen 28 und 32 Millionen Euro rechnen - bei Weitem nicht so viel wie von zwei Studien behauptet, mit denen auch Stoiber und Oettinger Front gegen die Reform gemacht haben.

Der Hamburger Gesundheitsstaatsrat Dietrich Wersich (CDU) sagte: "Wir haben immer gesagt, dass es die behauptete Umverteilung nicht gibt. Die Betrachtungsweise der Südländer in dieser Sache ist falsch und irrtümlich. In Hamburg werden durch die Reform weder der Steuerzahler noch die Ärzte oder Patienten stärker belastet."

Allerdings fürchten die Hamburger Zahlerkassen den geplanten Gesundheitsfonds: "Die Techniker Krankenkasse wird belastet, egal, wo sie ihren Hauptsitz hat", sagte TK-Sprecherin Dorothee Meusch gegenüber dem Abendblatt. "Das macht uns als Unternehmen schon Probleme."