ALTÖTTING. Papst Benedikt XVI. hat den Priestermangel in aller Welt beklagt und zu einem verstärkten Dienst am Herrn aufgerufen. Die Ernte könnte groß sein, "aber es fehlen die Menschen, die bereit sind, sich zu Gottes Erntearbeitern zu machen", sagte das Kirchenoberhaupt bei einer Vesper mit Ordensleuten und Priesterkandidaten. Der Papst verwies darauf, dass es nicht nur in Lateinamerika, Afrika und Asien, sondern auch im Westen und Russland an Priestern fehle.

Zugleich warnte er davor, angesichts der Herausforderungen durch das Amt den Bezug zu Gott zu verlieren. "Wo Priester das Sein beim Herrn wegen der großen Aufgaben immer kürzer und geringer werden lassen, da verlieren sie bei aller vielleicht heroischen Aktivität am Ende die innere Kraft, die sie trägt." Kirchenkritiker führen den Priestermangel vor allem auf das Festhalten des Vatikans am Zölibat (Gebot der Ehelosigkeit) zurück.

Zuvor hatte der Papst in dem oberbayerischen Marienwallfahrtsort die Bedeutung der Marienfrömmigkeit für den katholischen Glauben hervorgehoben. Er hatte eine Nachbildung seines Fischerrings symbolträchtig der Schwarzen Madonna geschenkt. Den Ring legte er in einem kleinen Schmuckkästchen zu Füßen der berühmten Madonnenstatue in der St.-Anna-Basilika nieder. Jeder Papst hat einen eigenen Ring, der ihm nach dem Tod abgenommen wird. Mit der Geste stellte Benedikt XVI. sein Pontifikat unter ihren Schutz.

Mit der Marienverehrung griff Benedikt eines der bevorzugten Themen seines Vorgängers Johannes Pauls II. auf, der 1980 ebenfalls vor der Schwarzen Madonna von Altötting gebetet hatte und mehrmals im Wallfahrtsort Tschenstochau seiner polnischen Heimat zu Besuch war. Maria sei Sinnbild für liebevolle Fürsorge, für herzliche Güte und Hilfsbereitschaft. Maria sage Jesus nicht, was er tun solle, und sie bitte nicht um etwas Bestimmtes, schon gar nicht darum, dass er ein Wunder tue, sagte Benedikt in seiner Predigt. "Maria überlässt alles dem Herrn. Das ist ihre bleibende Grundhaltung. So lehrt sie uns beten: Nicht unseren Willen und unsere Wünsche Gott gegenüber durchsetzen wollen, sondern ihm überlassen, was er tun wird."

Auf den fünften Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 ging der Papst nicht ein. Es wurde aber eine Fürbitte verlesen. Am Abend stand ein Abstecher in seinen Geburtsort Marktl auf dem Programm.