Ausnahmezustand in Heiligendamm: Gitter, Nato-Draht und Sichtzäune über eine Länge von 1300 Metern sperren den inneren Sicherheitsbereich rund um das Kempinski Grand Hotel ab. Denn heute abend kommt US-Präsident George W. Bush für zwei Nächte als Logiergast ins mecklenburgische Ostseebad.

Heiligendamm. Seit gestern 13 Uhr ist Heiligendamm nahezu abgeriegelt. Gullydeckel und die Fenster der leerstehenden Villen am Strand hat die Polizei mit lilafarbenem Klebeband versiegelt. Das Schwanencafe in den Kolonnaden ist geschlossen, die Eisdiele an der Promenade beklagt schlechte Geschäfte. Sonst sei mittags die Terrasse voll. Jetzt sind nur zwei Tisch besetzt.

Auf der Ostsee vor Heiligendamm kreuzen Schiffe der Marine und der Wasserschutzpolizei. Auf dem Wasser ist ein 200 Quadratkilometer großes Sperrgebiet eingerichtet - Berufs- und Sportschiffahrt sind dort tabu. "Bisher tragen es alle Schiffer mit Fassung", berichtet Einsatzleiter Kai Szimmuck, Polizeioberrat und ansonsten in Kiel stellvertretender Leiter der Wasserschutzpolizei Schleswig-Holstein.

Mindestens zwölf Millionen Euro kostet der Bush-Besuch, und noch gibt es Streit, ob das Land allein die Rechnung zahlen muß. Aus nahezu allen Bundesländern sind bis zu 12 000 Beamte im Einsatz. Die meisten von ihnen hatten aber auch schon während der Fußball-WM Dienst und würden jetzt gerne freie Tage nehmen.

So wie Cirsten (45) und Eckhart (48) Uhde, die die Gegend per Fahrrad erkunden. "Gut, daß wir heute gerade noch durchkommen", sagt der Urlauber aus Hildesheim. "Wäre alles abgesperrt gewesen, hätte ich mich doch sehr geärgert." Dann radelt das Ehepaar weiter gen Westen.

Im Grand Hotel ist die Stimmung unaufgeregt-professionell. "Natürlich freuen wir uns, daß der Präsident und seine Delegation bei uns wohnen", sagt Hoteldirektor Torsten Dressler (43). Dem Vernehmen nach wird Bush im Haus "Burg Hohenzollern" residieren - mit Ostseeblick. Einzelheiten über den präsidialen Speiseplan oder ein mögliches Freizeitprogramm kann der Manager nicht nennen. "Ich kann dem Präsidenten aber ein Bad in der Ostsee oder eine schöne Radtour durch den Buchenwald empfehlen", sagt Dressler. "Wenn der Gast möchte, geben wir gerne Tips."