Einladung: US-Präsident ab heute zu Gast bei Kanzlerin Merkel in Vorpommern. Politische Gespräche und ein geplantes Grillfest stoßen bei Staatskanzlei auf Kritik.

Berlin/Schwerin. Die Einladung an US-Präsident George W. Bush war als persönliche Geste gedacht. Doch die politischen Gespräche am Donnerstag in Stralsund und ein fast schon privates Grillfest am Abend geraten zunehmend zwischen die Fronten der landespolitischen Auseinandersetzung. Ursprünglich wollte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem Treffen in ihrem Wahlkreis in Nordvorpommern ihre Beziehungen zum mächtigsten Mann der Welt weiter festigen. Doch im September wird im rot-rot regierten Mecklenburg-Vorpommern auch neu gewählt - und die CDU will endlich heraus aus der Opposition. Nicht nur deshalb nennen Mitarbeiter der Staatskanzlei den Besuch hinter vorgehaltener Hand bereits eine "CDU-Fete".

Bei der Landtagswahl am 17. September geht es vor allem um die Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft, heißt es CDU-intern. Eine Gelegenheit dafür bietet auch das Grillfest für Bush in Trinwillershagen. Merkels Ziel: Bush soll Menschen kennenlernen, die sich wie sie nach der Wende engagiert und etwas aufgebaut haben. Gäste werden aber vor allem CDU-Politiker sein, Vertreter von Kirchen und der Wirtschaft - klassische CDU-Klientel also und daher Stammwählerschaft. Ministerpräsident Harald Ringstorff gehört nicht zum erlauchten Kreis. Der SPD-Mann nimmt Bush am Mittwoch abend am Flughafen Rostock-Laage in Empfang. Beim eigentlichen Programm am Donnerstag in Stralsund wird er zwar dabeisein, aber nicht reden - das darf neben der Bundeskanzlerin und dem Präsidenten nur der CDU-Oberbürgermeister.

Die rot-rote Landesregierung ist verärgert, weil sie offiziell erst sehr spät über den Besuch in Kenntnis gesetzt wurde. Dagegen wußte der CDU-Landrat von Nordvorpommern, Wolfhard Molkentin, noch vor dem US-Präsidenten Bescheid: Mit ihm hatte sich Merkel beraten, bevor sie in Washington die Einladung aussprach.

Doch auch SPD und Linkspartei, die in Schwerin seit acht Jahren gemeinsam regieren, haben den Besuch längst für ihren Wahlkampf instrumentalisiert. Ihnen kommt die ablehnende Haltung breiter Teile der Bevölkerung zugute, die entweder die internationale Politik der USA mißbilligen, die hohen Sicherheitskosten des Besuchs kritisieren oder die geplante "spontane" Begegnung mit ausgesuchten Stralsundern kritisieren. Kabinettsmitglieder der Linkspartei wollen ebenfalls an den Protestaktionen teilnehmen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat immer betont, daß sie Bush den Osten zeigen wolle - und zwar so, wie er sich tatsächlich 16 Jahre nach der Wiedervereinigung darstellt. Sie will das Bild Bushs von Deutschland "komplettieren". Die Lage des Ostens wird aber nur ein Aspekt der Bush-Visite sein. Auf die Gesprächsagenda ist jetzt noch das nordkoreanische Atomraketenprogramm gekommen.

In Berlin wird der Besuch von US-Präsident George W. Bush mit etwas mehr Ruhe als im Nordosten betrachtet. Selbst die sonst kritischen Grünen stören sich nicht an Ort und Zeitpunkt, sie verlangen aber von Merkel eine "kritische Solidarität zu Bush".