Arbeitsmarkt: Im Januar mehr Entlassungen als erwartet. Die Arbeitslosenzahlen sind auf dem vierthöchsten Stand seit 1948. Aber weniger Menschen auf Jobsuche als noch im Januar 2005.

NÜRNBERG. Der Erholungsprozeß am Arbeitsmarkt hat einen Dämpfer bekommen. Im Januar stieg die Zahl der Arbeitslosen deutlich um 408 000 auf 5,012 Millionen, wie die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Erwerbslosen um 75 000 zurück. Die Arbeitslosenquote stieg zwar im Vergleich zum Vormonat um 1,0 Punkte auf 12,1 Prozent, lag damit aber um 0,2 Punkte unter dem Vorjahreswert. "Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich im Januar wesentlich ungünstiger als jahreszeitlich üblich", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Dennoch ändere dies nichts an der grundsätzlich rückläufigen Entwicklung.

Die im Januar erreichte Arbeitslosenzahl ist die vierthöchste seit Bestehen der Bundesrepublik. Nur im Januar, Februar und März vergangenen Jahres lagen die Werte höher. Im kommenden Monat ist ein weiterer Anstieg zu erwarten. Für den starken Januar-Anstieg sei vor allem verantwortlich, daß der Winter erst jetzt zu Dauerfrost und zu Entlassungen in Außenberufen geführt hat. Dieser Effekt war wegen des milden Wetters im November und Dezember schwächer ausgefallen. An zweiter Stelle stehe die jetzt in Kraft tretende, auf höchstens 18 Monate reduzierte Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I. Im Januar hätten sich deshalb etwa 30 000 mehr Männer und Frauen ab 45 Jahren arbeitslos gemeldet als üblich. Diese können noch von den bisherigen längeren Bezugsdauern für ältere Arbeitslose profitieren.

Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) erklärte, die Bundesregierung werde ihren "eingeschlagenen Weg aus Wachstumsförderung, Reformen der sozialen Sicherungssysteme und Arbeitsmarktreformen" fortsetzen. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla wertete die Zahlen als Zeichen, daß die Regierung erst am Anfang stehe. "70 Tage nach dem Ende von Rot-Grün darf man keine Wunder am Arbeitsmarkt erwarten." FDP-Generalsekretär Dirk Niebel warf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dagegen vor, die Innenpolitik zu vernachlässigen. Mit "Trippelschritt-Politik" habe das Pflänzchen der Konjunkturhoffnung keine Chance.