Sechs Monate lang verhandelte Jürgen Chrobog vor zweieinhalb Jahren um 14 verschleppte Sahara-Touristen. Seine beharrlichen Bemühungen führten schließlich zur Freilassung der Geiseln, darunter neun Deutsche. Nun wurde Chrobog (65) im Jemen selbst Entführungsopfer. Der Ex-Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gilt als uneitel, stets diskret und immer sehr genau - ein Diplomat vom Scheitel bis zur Sohle. Er galt als Mann des AA für stille Missionen und "schwere Fälle". Nach den Terroranschlägen vom 11. September reiste er beispielsweise nach Pakistan, um sich von dort aus für die Befreiung der Shelter-now-Entwicklungshelfer aus der Haft in den Taliban-Gefängnissen in Afghanistan einzusetzen. Chrobog führte auch in Rom Gespräche mit dem afghanischen Exil-König Sahir Schah über Afghanistan nach dem Sturz der Taliban. Als Botschafter in den USA fuhr Chrobog 1999 nach Arizona, um sich - wenn auch vergeblich - für die zum Tode verurteilten deutschstämmigen LaGrand-Brüder einzusetzen.

Nach seiner Pensionierung Mitte dieses Jahres übernahm Chrobog den Vorstandsvorsitz der BMW-Stiftung Herbert Quandt.