Sieben Männer regierten bisher. Jetzt soll die ostdeutsche Angela Merkel das Land führen.

Berlin. Deutschland steht vor einer historischen Kanzlerwahl. Union und SPD wollen heute mit Angela Merkel erstmals eine Frau an die Spitze der Bundesregierung wählen, die zudem aus Ostdeutschland kommt. Wegen der satten Mehrheit der großen Koalition im Bundestag gilt es als sicher, daß die Pfarrerstochter und CDU-Vorsitzende schon im ersten Durchgang (ab 10 Uhr) die erforderlichen 308 der 614 Stimmen erreichen wird.

Der bisherige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will für Angela Merkel stimmen und morgen dann sein Bundestagsmandat niederlegen. Dies kündigte Schröder gestern in der Fraktionssitzung seiner Partei an. Er will vor allem in Berlin als Anwalt arbeiten.

Von den sieben Vorgängern Merkels kamen vier aus ihrer eigenen Partei: die ersten drei Kanzler der Republik Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und Kurt-Georg Kiesinger sowie Merkels einstiger Mentor Helmut Kohl. Mit Willy Brandt, Helmut Schmidt und Merkels Amtsvorgänger Gerhard Schröder stellte die SPD bislang dreimal den Regierungschef.

Die große Koalition verfügt im Bundestag über 448 Stimmen. Die Mehrheiten für Merkel zu organisieren ist Aufgabe der Fraktionsvorsitzenden von CDU, CSU und SPD, die gestern in ihre Ämter gewählt worden sind. Das beste Ergebnis erzielte dabei Peter Struck in der SPD-Fraktion, der mit 94 Prozent gewählt wurde. Der Job ist Struck vertraut, er führte die Fraktion bereits von 1998 bis 2002. Volker Kauder ist neuer CDU-Fraktionschef mit 93,3 Prozent, und Peter Ramsauer erhielt als neuer Chef der CSU-Landesgruppe 93,2 Prozent. Berichte S. 2 und 3