Joschka Fischer, so sagt man, sei ein Mann, der sich immer wieder selbst neu erfindet. Vor 56 Jahren als Sohn eines Metzgers im baden-württembergischen Gerabronn geboren, ist er ohne Abitur und Berufsausbildung zum Außenminister Deutschlands aufgestiegen. Der Weg darin war ungewöhnlich und nie vorgezeichnet.

Nach der Schule und einer abgebrochenen Fotografen-Lehre zieht es Fischer nach Frankfurt, wo die linke Studentenszene brodelt. Fischer, der als Taxifahrer arbeitet, ist mittendrin. Er diskutiert in Vorlesungen der prominenten Soziologen Jürgen Habermas und Theodor W. Adorno, setzt sich mit Marx, Mao und Hegel auseinander und ist als Mitglied der Gruppe "Revolutionärer Kampf" auch bei gewalttätigen Demonstrationen in der ersten Reihe dabei.

1982 wird er Mitglied bei den Grünen, und ein Jahr später sitzt er für sie schon im Bundestag. 1985 wird er der erste grüne Minister - für Umwelt in Hessen. 1994 kehrt Fischer als Fraktionsvorsitzender in den Bundestag zurück. Nach dem rot-grünen Wahlsieg 1998 wird Joschka Fischer Außenminister und Vizekanzler. Aus dem Straßen-Sponti und Turnschuhträger wird ein Staatsmann mit Vorliebe für edle Anzüge.

Einige politische Bücher und Schriften hat Fischer veröffentlicht, sein erfolgreichstes aber ist sein persönlichstes: "Mein langer Lauf zu mir selbst". Es handelt von seiner Wandlung vom rotweintrinkenden Genußmenschen zum marathonlaufenden Asketen. Nach der Trennung von seiner dritten Ehefrau Claudia nahm Fischer 35 Kilo ab. Inzwischen (er ist jetzt zum vierten Mal geschieden) hat er wieder zugenommen.