Ilse Aigner (CSU) sieht “Gefahr für die Umwelt“. SPD und Grüne loben sie, CDU übt Kritik. Firma prüft Klage.

Berlin. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) hat ein Verbot für Gen-Mais verhängt. Die Sorte MON 810 der amerikanischen Firma Monsanto darf ab sofort in Deutschland weder verkauft noch angebaut werden. Aigner sagte, es gebe Grund zu der Annahme, "dass der gentechnisch veränderte Mais der Linie MON 810 eine Gefahr für die Umwelt darstellt". Dabei stützte sie sich auf neueste Studien, wonach das fremde Gen nicht nur Schädlinge wie den Maiszünsler tötet, sondern auch Schmetterlinge und Marienkäfer bedroht.

In den nächsten Tagen hätten deutsche Landwirte vor allem in Ostdeutschland mit der Aussaat auf 3700 Hektar Fläche begonnen. Das Unternehmen Monsanto will rechtliche Schritte prüfen.

Umwelt- und Naturschutzorganisationen begrüßten die Entscheidung ebenso wie SPD, Linke und Grüne. Forschungsministerin Annette Schavan (CDU), die FDP und die Biotech-Branche warnten hingegen vor einem Rückschlag für den Wissenschaftsstandort Deutschland. Um den Anbau von Gen-Mais hatte es heftige Debatten gegeben, speziell in Bayern. Der dortige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte während seiner Zeit als Bundesagrarminister die Nutzung von MON 810 unter Vorbehalten erlaubt.

"Die Entscheidung von Ilse Aigner war mehr als überfällig", sagte Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin dem Abendblatt. "Die Ministerin musste klarstellen, dass die CSU falsch gelegen hat, und deren Fehler korrigieren." Aigner müsse bei weiteren anstehenden Zulassungsverfahren für neue Gentech-Maislinien in der EU mit Nein stimmen. Auch SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber zeigte sich gegenüber dem Abendblatt erleichtert: "Allerdings kommt die Entscheidung reichlich spät." Der Bundestag solle Aigner nun Rückendeckung geben.

Die FDP reagierte enttäuscht. "Ich halte es für eine falsche Entscheidung für den Wissenschaftsstandort Deutschland, die Landwirtschaft und den Verbraucherschutz", sagte die FDP-Verbraucherschutzexpertin Christel Happach-Kasan gegenüber dem Abendblatt. Es gebe keinen Grund für den Schritt: "Der Anbau des Maises ist naturverträglicher als die Bekämpfung des Maiszünslers mit chemischen Mitteln", so die Biologin. "Die Entscheidung ist allein politische Willkür." Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) bedauerte den Schritt: "Die grüne Gentechnik ist eine wichtige Zukunftstechnologie, von der sich weder Deutschland noch Europa verabschieden dürfen."