Sie haben anscheinend nichts mehr zu verlieren: Die Seeräuber in dem riesigen Gebiet vor Somalia und Kenia haben die letzten Hemmungen wegen der Marine-Missionen verloren. Sie attackieren immer wieder und immer häufiger die Handelsschiffe im Indischen Ozean. Aber auch eine französische Yacht wurde wieder gekapert.

Hamburg/London/Nairobi. Sie kommen bei Tag und in der Nacht, kurz vor der somalischen Küste oder nahe den Seychellen. Mal haben sie Panzerfäuste und automatische Waffen, mal bloß ein paar betagte Rebellengewehre.

Die Piraten vor Afrikas Ostküste haben trotz militärischer Abwehrmissionen eine Großoffensive gegen Handelsschiffe gestartet, sie gekapert, entführt und Dutzende Geiseln genommen. Die EU hat zusätzliche Kriegsschiffe in die Region entsandt, um die wichtigste Handelsroute zwischen Europa, Arabien und Asien zu überwachen. An dem Einsatz beteiligt sich auch die deutsche Fregatte "Rheinland-Pfalz."

Eine französische Yacht mit vier Menschen an Bord ist am Wochenende vor der nordöstlichen Küste Somalias überfallen worden, teilte die Nichtregierungsorganisation Ecoterra in Kenia mit. Möglicherweise sei auch ein Kind an Bord der gekaperten Yacht. Den Entführungsopfern gehe es gut, sie seien nicht verletzt, sagte ein Sprecher von Ecoterra.

Am Montag seien nach Informationen der Organisation außerdem ein britisches und ein taiwanesisches Schiff vor der somalischen Küste entführt worden. Die französische Regierung wollte die Entführung der Yacht zunächst nicht offiziell bestätigen.

Am Sonnabend war am Horn von Afrika das deutsche Schiff "Hansa Stavanger" gekapert worden. Vermutlich fünf deutsche Seeleute sind seitdem in der Hand von Piraten. Am Montag überfielen somalische Piraten zudem ein britisches Containerschiff. Auf dem 32000-Tonnen-Frachter seien 24 Besatzungsmitglieder aus Bulgarien, Russland, der Ukraine und den Philippinen gewesen, teilte ein Sprecher der EU-Mission NavFor mit.

Das mit Eisen beladene Schiff sei von den Piraten auf kleineren Booten überfallen worden. Es sei wohl kein Crew-Mitglied verletzt worden. Das Schiff, das offenbar nicht wie empfohlen in einem Konvoi fuhr, wurde nach ersten Angaben nicht beschädigt.

Bei dem entführten deutschen Frachter bemühe sich ein Krisenstab um eine Lösung, sagte Ministeriumssprecher Jens Plötner. Die Regierung stehe in Kontakt mit allen zuständigen Stellen und der Reederei.

Plötner begründete die zurückhaltende Informationspolitik mit dem Schutz von Leib und Leben der Betroffenen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass über deutsche Medien verbreitete Informationen auch bis zu den Entführern durchdringen könnten.