Das hessische Wahlergebnis mit dem Triumph der Liberalen ist ein politisches Erdbeben, dessen Schockwellen natürlich die SPD, aber auch die CDU und...

Das hessische Wahlergebnis mit dem Triumph der Liberalen ist ein politisches Erdbeben, dessen Schockwellen natürlich die SPD, aber auch die CDU und damit die Tektonik der Großen Koalition nachhaltig erschüttern.

Kann die FDP jetzt schon mitregieren? Während erste Parteifreunde angesichts phänomenaler 16,2 Prozent einen auf dicke Hose machen und verkünden, ohne sie ginge im Bundesrat, wo die Liberalen angesichts ihrer Länderkoalitionen eine Sperrminorität haben, nichts mehr, schlägt ihr Chef moderatere Töne an. Er weiß sehr wohl, dass die Bürger Streit und eine Blockadepolitik angesichts der größten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Bestehen der Bundesrepublik kaum goutieren würden.

Für Kanzlerin Angela Merkel eröffnet das Ergebnis von Wiesbaden völlig neue Chancen. Sie muss sie nur nutzen. Aus "Angela mutlos" könnte, neun Monate vor der Bundestagswahl, eine "Angela Tatkraft" werden. Stuttgarts Günther Oettinger fordert etwa ein klares wirtschaftspolitisches Profil der Union und entsprechendes Regierungshandeln. In der Koalition kann sich die SPD dagegen auf den Kopf stellen. Es wird eh nichts nützen. Merkel kann immer auf die FDP-Sperrminorität im Bundesrat verweisen.

Merkel muss sich sogar von der FDP abgrenzen. Sonst könnte die FDP auf Bundesebene zu stark werden. Das darf sie für die CDU-Vorsitzende aber auch nicht - sonst würde in einer schwarz-gelben Koalition verwischt, wer dann Koch und wer noch Kellner ist.

Und die SPD? Sie sitzt in einer Zwickmühle. Für Klein-Klein-Streitereien in der Großen Koalition hat der Bürger zu Zeiten von Krisen kaum Verständnis. Die Große Koalition im Krach platzen lassen, kann sie schon gar nicht. Grund: siehe oben.

Wenn Müntefering jetzt sagt, man werde schon noch Schwarz-Gelb im Bund verhindern, klingt das kämpferisch und soll wohl die eigene Truppe ermuntern. Es klingt aber auch ein wenig wie das Pfeifen im Walde.