Schwarz verhüllt ist das Gesicht, beschwörend die Stimme. “Mich für Allah in die Luft zu sprengen, ist mein Wunsch seit 1993“, sagt der Mann, der...

Hamburg. Schwarz verhüllt ist das Gesicht, beschwörend die Stimme. "Mich für Allah in die Luft zu sprengen, ist mein Wunsch seit 1993", sagt der Mann, der sich "Abu Talha der Deutsche" nennt, auf einem neu aufgetauchten Drohvideo - und fügt eine verworrene Drohung für die Bundesrepublik hinzu. "Deutschland ist mit der uneingeschränkten Solidarität mein größter Wunsch geworden. Ausführen werde ich es erst, nachdem ich mein Ziel verwirklicht habe. Ob ich vier oder sieben Jahre brauche, ist nebensächlich." Nach Angaben des US-Analyseunternehmens SITE Intelligence Group stellte das Terrornetzwerk al-Qaida seine "bedeutendste Botschaft an Deutschland" seiner Produktionsabteilung "al-Sahab" in der Nacht zum Sonnabend ins Internet. Zuvor waren aber auch in anderen Videos schon deutsche Islamisten aufgetaucht.

"Al-Sahab" datiert die Botschaft auf Oktober 2008 und versieht sie mit der Überschrift "Das Rettungspaket für Deutschland". Zusammenhangslos schwadroniert Abu Talha darin eine halbe Stunde lang über deutsche Politiker, die Medien, Reformen, Steuerzahler, Sicherheitsgesetze und den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. Unverhohlen ist die Drohung, dass die Deutschen nicht "ungeschoren" davon kommen werden, solange Soldaten am Hindukusch eingesetzt sind. Direkte Ziele nennt er nicht, sagt aber: "Unsere Atombombe ist die Autobombe. Jeder Muslim kann eine sein, und wenn er heute keine ist, kann er morgen eine sein." Ausführlich beschreibt der offenbar in Deutschland aufgewachsene Islamist (er spricht fast akzentfrei) ein angebliches Treffen mit zwei deutschen Verfassungsschützern im Hotel Maritim in Bonn, bei dem er angeworben werden sollte. Der Verfassungsschutz äußert sich bisher nicht dazu. Die deutschen Sicherheitsbehörden überprüfen die Botschaft derzeit. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte, die Aufmachung des Videos bestätige "erneut die Einschätzung, dass sich Deutschland im Zielspektrum des islamistischen Terrorismus befindet". Die Sicherheitsbehörden warnen schon seit Monaten, dass al-Qaida auf höchster Ebene den Beschluss für Anschläge in Deutschland gefasst hat. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bezifferte die Zahl der in Deutschland lebenden islamistischen Gefährder, denen diese zugetraut werden, auf etwa 80. Eine immer größere Rolle spielen dabei die in Deutschland aufgewachsenen Muslime und zum Islam konvertierte Christen. Einige reisen in Ausbildungslager an der pakistanischen-afghanischen Grenze. Zu ihnen zählt Eric Breininger, der sich schon vor Monaten in einem Drohvideo zu Wort meldete, und unverhüllt die Muslime auf Deutsch aufforderte, sich dem heiligen Krieg anzuschließen oder Geld dafür zu schicken. Seit September wird öffentlich nach ihm gefahndet. Er könnte sich nach einer Terror-Ausbildung durch die Islamische Dschihad-Union mit Anschlagsplanungen auf dem Weg nach Deutschland befinden.