Wieder ein Drohvideo. Wieder auf Deutsch. Innerhalb von drei Wochen ist die vierte Videobotschaft islamistischer Terroristen mit direkten...

Hamburg. Wieder ein Drohvideo. Wieder auf Deutsch. Innerhalb von drei Wochen ist die vierte Videobotschaft islamistischer Terroristen mit direkten Anfeindungen gegen Deutschland im Internet aufgetaucht. "Das hat es bisher noch nie gegeben", sagt der Terror-Experte Berndt Georg Thamm. Für ihn sind die Videos der Beginn einer Medienoffensive der Islamisten gegen Deutschland zum Start des Wahljahres. "Es ist die Eröffnung eines Krieges der Bilder", sagte er dem Abendblatt. "Das ist kein Zufall."

Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, sieht die Bundesrepublik damit in "großer Gefahr". "Die Terrorgefahr verdichtet sich", sagte er. Das sei abzulesen an den zunehmenden Terroranschlägen auf deutsche Soldaten und Polizisten in Afghanistan und an den jetzt kurz hintereinander aufgetauchten deutschen Videobotschaften. "Sie haben das Ziel, Einfluss auf die deutsche Politik zu nehmen und Angst zu verbreiten", sagte er dem Abendblatt.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums handelt es sich bei dem jüngsten Video, das derzeit von den Sicherheitsbehörden ausgewertet wird, um ein Produkt der Islamischen Dschihad-Union (IJU). Sechs vermummte Männer drohen darin in einer deutschen Passage der Bundesregierung. Offenbar auf den Anti-Terror-Einsatz in Afghanistan bezogen, heißt es: "In diesem Jahr haben wir ein paar Überraschungspakete an die Besatzungsmächte vorbereitet. Denn der Verbündete der Besatzungsmächte muss immer mit unseren Angriffen rechnen." Die IJU gilt inzwischen als Sammelbecken für deutsche Islamisten. Die Männer, die im September 2007 im Sauerland Anschläge planten, zählen zu dieser Gruppe aus dem Umfeld von al-Qaida.

Als Auftakt der deutschen "Video-Reihe" war Anfang Januar eine Botschaft der Islamischen Bewegung Usbekistan (IBU) aufgetaucht. Vor zwei Wochen kam ein offenbar schon im Oktober 2008 direkt von al-Qaida produziertes Video an die Öffentlichkeit, in dem der aus Marokko stammende Deutsche Bekkay Harrach eine halbe Stunde lang in fast akzentfreiem Deutsch der Bundesrepublik mit Anschlägen droht. Eine weitere Woche später erschien eine Botschaft mit konkreten Anschlagsankündigungen für Berlin, Köln und Bremen. Die Produzenten gelten allerdings eher als Trittbrettfahrer. Wie ernst der Hintergrund der Videos ist, spielt für deren Wirkung aber kaum eine Rolle. "Sie tragen alle zur Potenzierung der Drohkulisse bei", sagte Thamm. Er wundert sich, dass die Deutschen dabei noch so gelassen bleiben. Vielleicht seien sie abgelenkt durch die Finanzkrise, meinte er. Diese dürfte die Aufmerksamkeit für die Terrorgefahr aber nicht verdrängen, warnte Freiberg. "Am wichtigsten ist in dieser Situation die Aufmerksamkeit der Bürger, die verdächtige Situationen melden müssen", sagte der GdP-Chef. Außerdem forderte er, die Polizei auch personell in die Lage zu versetzen, die bis zu 100 Gefährder in Deutschland rund um die Uhr zu überwachen.