Islamisten haben Deutschland und Österreich in einer Videobotschaft indirekt mit Anschlägen gedroht, falls sie ihre Soldaten nicht aus Afghanistan abziehen.

Das dem Österreichischen Rundfunk (ORF) zugespielte Video richtet sich laut Angaben des Senders in erster Linie an die deutsche Bundesregierung. Nach Ansicht von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist das Video ernstzunehmen. Es verändere aber nicht die Einschätzung der Sicherheitslage, sagte er am Dienstag am Rande der Herbsttagung des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden.

Urheber des Videos soll eine Gruppe namens "Global Islamic Media Front" (Globale islamische Medienfront/GIMF) sein. Nach Beobachtungen deutscher Verfassungsschützer betätigt sie sich vor allem im Internet. Es soll sich um eine der Terrororganisation El Kaida nahestehende Organisation handeln.

Schäuble warnte in Wiesbaden zugleich vor einer Überbewertung. Er plädiere für Gelassenheit und Entschlossenheit. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte: "Unsere Sicherheitsbehörden haben Kenntnis von dem Video. Es wird zur Zeit von unseren Experten ausgewertet; bis dahin äußern wir uns nicht zum Inhalt." Der ORF wollte das Video am Abend ausstrahlen. Dazu entschloss sich der Sender, nachdem die zuständigen Behörden informiert und das Video ans Innenministerium in Wien weitergeleitet worden war. Österreich ist in Afghanistan nur mit wenigen Militärberatern vertreten.

Nach Meinung des Wiener Innenministeriums ist "eine konkrete Gefahr" durch das Video "nicht erkennbar". Unter anderem heißt es dort: "Die deutschen Soldaten besetzen immer noch Afghanistan, und wir wiederholen den Aufruf aus dem letzten Video, dass Deutschland seine Truppen aus Afghanistan abziehen soll. Dies dient nur zu Eurer eigenen Sicherheit in Eurem Lande."

Dasselbe, so die Extremisten, gelte auch für Österreich: "Die Mudschahedin haben Euch bisher noch verschont, deshalb ist die Zahl Eurer Getöteten nicht besonders hoch. Doch dies wird bald anders sein, da die Taliban eine Winter-Offensive angekündigt haben, und diese Offensive erstreckt sich auch auf den Norden."

Die österreichische Regierung wird auch aufgefordert, zwei im September in Wien festgenommene Islamisten freizulassen. Offen drohen die Verfasser: "Wir fordern Euch auf, die in Wien festgenommenen Geschwister sofort freizulassen - sonst werdet Ihr es noch bereuen, dass Ihr es gewagt habt, Muslime in Eure Gefängnisse einzusperren!"

Die österreichischen Behörden hatten Mitte September nach monatelangen Untersuchungen zwei Männer sowie eine Frau mit El-Kaida-Hintergrund festgenommen. Sie sollen an der Produktion eines ersten Videos mit Drohungen gegen Deutschland und Österreich beteiligt gewesen sein. Darin waren die Regierungen in Berlin und Wien zum Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan aufgefordert worden.