Eine Zeugin im Fall Mannichl soll nach einer Justizpanne bedroht worden sein. Ermittler bestätigten gestern einen Bericht des Internet-Magazins...

Passau/Hamburg. Eine Zeugin im Fall Mannichl soll nach einer Justizpanne bedroht worden sein. Ermittler bestätigten gestern einen Bericht des Internet-Magazins "Stern.de". Danach wurde der Name der Zeugin im Haftbefehl des Münchner Neonazi-Ehepaars genannt, das von den Ermittlern wieder freigelassen werden musste. Drei Tage später soll ein großer, glatzköpfiger Mann die Zeugin vor ihrer Haustür an Kinn und Hals gepackt und bedroht haben. Der Mann habe gesagt: "Schönen Gruß vom Chef: Zieh deine Aussage zurück, sonst passiert was." Ermittler bestätigten nur, dass die Frau "eine Bedrohung behauptet hat". Die Namens-Panne aber "hätte nicht unbedingt sein müssen".

Die Frau hatte nach dem Attentat auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl ausgesagt, sie habe sowohl das Neonazi-Ehepaar aus München als auch zwei Männer mit Kreuz- und Schlangen-Tattoos am Tattag im Dezember in Fürstenzell gesehen. Das Paar war daraufhin unter dem Verdacht der Beihilfe zum Mordversuch verhaftet, nach einer Woche aber wieder freigelassen worden, weil es Alibis vorweisen konnte. Seither gab es keine Hinweise auf Personen mit den auffälligen Tätowierungen. Ein Psychologe hielt die Zeugin für glaubwürdig.

Der schleswig-holsteinische Partei- und Fraktionschef der SPD, Ralf Stegner, stellte sich vor das Anschlagsopfer. "Gerüchte um Herrn Mannichl sind persönlich verletzend und der Sache nicht dienlich. Ich rate allen zur Besonnenheit", sagte Stegner dem Hamburger Abendblatt. "Es ist jetzt nicht die Zeit für Spekulationen, sondern für gründliche Ermittlungen, die ihre Zeit brauchen."

Mannichl selbst wurde offenbar ein Maulkorb verordnet. Das Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz teilte dem Abendblatt gestern mit, "dass Herr Mannichl keine Interviews mehr gibt". Mannichl hatte zu-letzt in Regionalzeitungen geklagt, er sei "wütend" über die Spekulationen,er gehe "durch ein tiefes Tal".