Die Immunschwächekrankheit Aids ist eine der größten Geißeln unserer Zeit. Weltweit sind derzeit 33 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert,

Hamburg. Die Immunschwächekrankheit Aids ist eine der größten Geißeln unserer Zeit. Weltweit sind derzeit 33 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert, davon 22 Millionen allein im südlichen Afrika. Tendenz stark steigend. 17 Millionen Menschen sind in Afrika bereits an Aids gestorben.

Als Hauptwaffe im Kampf gegen Neuinfizierungen gilt das Kondom. Doch Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seiner Afrika-Reise die alte Position der Katholischen Kirche zu Verhütungsmitteln bekräftigt - und sich damit massive Kritik eingehandelt. Benedikt hatte auf dem Weg nach Kamerun gesagt, mit der Verwendung von Kondomen sei Aids nicht zu überwinden, "im Gegenteil, das verschlimmert nur das Problem". Sein Sprecher Federico Lombardi sagte gestern in Kameruns Hauptstadt Jaunde, die Position des Vatikans sei unverändert, das werde auch während der Reise des Papstes so bleiben.

Der Hamburger Weihbischof Jaschke plädierte hingegen in der Wochenzeitschrift "Die Zeit" für einen tabulosen Umgang mit Kondomen. "Wer Aids hat und sexuell aktiv ist, wer wechselnde Partnerschaften sucht, muss andere und sich selber schützen", schrieb Jaschke in einem Beitrag vom Januar, den "Die Zeit" jetzt abdruckte. Darin hieß es weiter: "Also kein Tabu beim Thema Kondom, aber auch keine Mythen und Verharmlosungen, als sei damit die Welt in Ordnung. Kondome können schützen, aber oft lehnen Männer sie ab."

Vom Hamburger Abendblatt gestern zu den jüngsten Äußerungen des Papstes befragt, betonte der Weihbischof: "Es gibt dabei keinerlei Widerspruch zum Papst und zur katholischen Lehre. Kondome können nicht die Lösung für die Aids-Pandemie sein. Die Kirche vertritt einen ganzheitlichen Ansatz: 1. Den Kranken helfen. 2. Die Menschen an einen verantwortlichen Umgang mit Sexualität heranführen. Dazu gehört die sogenannte Abc-Regel. Sie bedeutet Abstinenz, Bleibt treu und (c für englisch choice) die Wahl oder Entscheidung für das, was der Einzelne tun kann - das kann auch das Kondom sein." Jaschke verwies im Gespräch mit dem Abendblatt darauf, dass 25 Prozent aller weltweiten Einrichtungen im Kampf gegen Aids von der Katholischen Kirche getragen werden.

Die SPD-Ministerinnen Ulla Schmidt (Gesundheit) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Entwicklung) erklärten in Berlin, zu den Mitteln der Familienplanung gehörten Kondome - "alles andere wäre verantwortungslos". Auch Unicef widersprach dem Papst, und die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) nannte Benedikts Erklärung "menschenverachtend, zynisch und weltfremd". Damit versündige sich der Papst "an der ganzen Menschheit". FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, das "Verdammen von Kondomen" sei "absolut verantwortungslos".

Die Regierung in Paris äußerte sich "tief besorgt". Benedikts Äußerungen seien "schädlich für die Gesundheitspolitik". Der französische Bischof Jean-Michel di Falco meinte, wer dem Ideal des Papstes nicht folgen könne, solle Kondome verwenden.