Nach seiner Vernehmung hat der unter Kinderporno-Verdacht stehende SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss erneut die Vorwürfe zurückgewiesen. Er räumte aber gleichzeitig ein, dass seine Kontakte zur Kinderporno-Szene rechtlich relevant sein könnten: „Ja, ich habe Mist gebaut.“ Die Karlsruher Staatsanwaltschaft sieht ihren Kinderporno-Verdacht bestätigt.

Karlsruhe. Nach seiner Vernehmung hat der unter Kinderporno-Verdacht stehende SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss erstmals Fehler eingeräumt. "Ja, ich habe Mist gebaut", sagte Tauss in Karlsruhe. Er habe sich "in einen stinkenden Schweinestall begeben, um ihn auszumisten". Tauss räumte aber ein, dass seine Kontakte zur Kinderporno-Szene unter Umständen auch als Verstoß gewertet werden könnten. Gleichzeitig beteuerte er seine Unschuld: "Ich halte mich nicht für schuldig im Sinne der Anklage."

Nach seiner Darstellung hat er vor zwei Jahren versucht, sich der Szene "zu nähern", um Missbrauch nachzuweisen und Kontakte zu knüpfen für seine politische Arbeit. "Man kommt heute der kinderpornografischen Szene nur nahe, wenn man selbst szenetypisches Material anbietet", erklärte Tauss. Er habe die These belegen wollen, dass Kinderpornografie wieder häufiger über Handys, Telefonhotlines und die Post verbreitet werden. "Meine Recherche hat gezeigt, dass das Internet out ist", sagte der SPD-Abgeordnete.ER sein kein Pädophiler, sondern habe einen Kinderporno-Ring ausheben wollen. Tauss entschuldigte sich bei seiner Frau, die jetzt die Folgen mit auszuhalten habe.

Bei einem Mann aus der Kinderpornografie-Szene waren von der Polizei Handy-Nummern gefunden worden, die Tauss zuzuordnen waren. Die ausgetauschten Text- und Bild-Kurzmitteilungen seien "szenetypisch" gewesen, hieß es. Nach Angaben der Ermittler gab es keine Anhaltspunkte dafür, dass der Politiker sie für seine Tätigkeit als Abgeordneter benötigt hätte. Der 55-jährige Karlsruher Abgeordnete war am vergangenen Freitag von seinen Partei-Ämtern zurückgetreten, nachdem bei Durchsuchungen in seiner Berliner Wohnung Kinderporno-Bildmaterial gefunden worden war.

Die Karlsruher Staatsanwaltschaft sieht sich nach der Stellungnahme von Tauss bestätigt. "Es belegt die Richtigkeit der Auffassung, dass er in strafrechtlich relevanter Weise mit Kinderpornografie in Berührung gekommen ist", sagte Oberstaatsanwalt Rüdiger Rehring. Die Anklagebehörde sei nach wie vor der Auffassung, dass die beschlagnahmten Fundstücke nichts mit der Abgeordnetentätigkeit von Tauss zu tun hätten.

Der Verteidiger Jan Mönikes hatte der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, sie habe Tauss "in einer Weise vorverurteilt, die einer sozialen Exekution nahe kommt". Dies hatte die Justizbehörde zurückgewiesen.