Die Südwest-SPD hat den Druck auf den unter Kinderporno-Verdacht stehenden SPD-Abgeordnete Jörg Tauss weiter erhöht. „Man erwartet, dass er sich diese Woche erklärt, wie es weitergeht“, sagte ein Parteisprecher am Montag der in Stuttgart. Noch vor kurzem hatte SPD-Landeschefin Ute Vogt gesagt, Tauss solle bis Ostern Zeit haben, eine Entscheidung zu treffen. Bilder: Jörg Tauss - ein Politiker im Zwielicht.

Karlsruhe/Stuttgart. Der 55-jährige Karlsruher Politiker räumte erneut unterdessen in dem fünfstündigen Verhör durch die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ein, Pornofotos und entsprechende Filme besessen zu haben. Er habe das Material im Zusammenhang mit seinen Recherchen als Abgeordneter und Medienexperte genutzt, sagte Tauss nach Angaben der Anklagebehörde. Doch die die Staatsanwaltschaft glaubt ihm nicht.

"Die bisherige Einschätzung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe zu seiner Einlassung besteht fort", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gunter Spitz nach dem mehrstündigen Gespräch mit Tauss. Seine Behörde sieht zwischen den beschlagnahmten Fundstücken und der Arbeit von Tauss als Abgeordneter keinen Zusammenhang.

Tauss' Anwalt Jan Mönikes sagte, sein Mandant sei bei der Vernehmung auf alle Details umfassend eingegangen. "Es war ein sehr faires Gespräch mit der Staatsanwaltschaft", sagte Mönikes auf Anfrage. Er zeigte sich nach wie vor überzeugt von der Unschuld des Politikers.

Im Zentrum der parteipolitischen Debatte um den früheren Generalsekretär der Südwest-SPD steht die Frage, ob der 55-Jährige am 27. September erneut für den Bundestag kandidiert. Tauss steht auf der Landesliste für die Bundestagswahl auf dem aussichtsreichen Platz 7. Zuletzt hatte es aus Teilen der Südwest-SPD geheißen, Tauss sei wegen der Affäre im Superwahljahr für die Partei untragbar geworden. Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Rainer Stickelberger, hatte sogar erklärt, Tauss solle "möglichst schnell" sein Bundestagsmandat niederlegen.

Tauss hatte in der vergangenen Woche Fehler eingeräumt, seine Unschuld allerdings beteuert. Er war nach Aufkommen der Vorwürfe von seinem Amt als Generalsekretär zurückgetreten und hatte auch seinen Posten als medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion aufgegeben, nachdem in seiner Berliner Wohnung Kinderporno- Bildmaterial gefunden worden war. Nach Aussage von Tauss hat er die Bilder bei einer Recherche über einen Kinderporno-Ring erhalten und aufbewahrt.

Ermittler hatten bei einem Mann aus der Kinderpornografie-Szene in Bremerhaven Handy-Nummern gefunden, die dem Politiker zuzuordnen waren. Die über Handy ausgetauschten Text- und Bild-Kurzmitteilungen seien "szenetypisch" gewesen, hieß es.

Am kommenden Donnerstag (26.3.) wollen die Vorsitzenden der 43 Ortsvereine des Wahlbezirks Karlsruhe Land über die politische Zukunft ihres Kandidaten für die Bundestagswahl im September entscheiden.