Für den bei einem Skiunfall verletzten Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus (CDU) zeichnet sich nach der Ankündigung seiner Spitzenkandidatur ein Ende der politischen Schonfrist ab. Bilder zum Fall Althaus.

Erfurt. "Dieter Althaus hat sich auf die politische Bühne zurückgemeldet. Das heißt für uns: Wir setzen uns mit ihm und seiner Politik auseinander. Da gibt es eine lange Mängelliste", sagte der Thüringer SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie am Sonntag beim Landesparteitag in Gera. Erstmals seit mehr als zwei Monaten traf sich Althaus in der Rehaklinik am Bodensee mit Vertretern seiner Regierung.

Seine Stellvertreterin in Regierung und Partei, Birgit Diezel, und Staatskanzleiminister Klaus Zeh (beide CDU) sprachen laut Staatskanzlei mit dem Ministerpräsidenten am Sonntag unter anderem über die Opel-Krise und das Konjunkturpaket II. Auch die Landesvertreterversammlung am 14. März und die Kandidaten für die Wahlen seien Gegenstand der Beratungen gewesen. Am kommenden Samstag soll Althaus in Abwesenheit zum CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gewählt werden. Diezel bezeichnete das Treffen als einen "bewegenden Moment". "Wir hatten ein gutes und ergebnisorientiertes Gespräch." Althaus hat laut Staatskanzlei der Regierung für ihre Arbeit gedankt und erklärt: "Ich bin stolz auf euch."

Wann Althaus auf die politische Bühne in Erfurt zurückkehrt, war am Wochenende Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Wenn Althaus die Amtsgeschäfte wieder übernehme, müsse er "in der Lage sein, diese auch auszufüllen", sagte Matschie. Der CDU-Chef könne nicht als "Teilzeitministerpräsident" auftreten. Diezel sagte der "Welt am Sonntag" vor ihrem Besuch am Bodensee, Althaus lese inzwischen Zeitung, sehe fern und wisse, was passiert. "Er ist sehr interessiert an dem, was in der Partei geschieht." Ärzte der Rehaklinik, wo Althaus seit Wochen therapiert wird, hielten eine Rückkehr des Thüringer CDU-Chefs im Mai oder Juni für realistisch, sagte Diezel der Zeitung. Die Mediziner haben für den 17. März eine Pressekonferenz angekündigt, um über den Gesundheitszustand des prominenten Patienten zu informieren.

"Der Spiegel" berichtete am Samstag unter Berufung auf das Umfeld der Staatskanzlei, enge Weggefährten des Ministerpräsidenten erwarteten eine Rückkehr auf die politische Bühne bereits nach dem Osterfest Mitte April. Die Genesung sei so weit vorangeschritten, dass Althaus am Ende März in seine Heimat im thüringischen Eichsfeld verlegt und dort ambulant weiter betreut werden könne. Regierungssprecher Fried Dahmen bestätigte das nicht: "Es gibt keinen fixen Termin."

Althaus' Vorgänger Bernhard Vogel (CDU) geht unterdessen davon aus, dass der Ministerpräsident die Strapazen des Landtagswahlkampfes durchstehen wird. "Ich glaube, dass er sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht hat", sagte der frühere Thüringer Regierungschef der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Wie ich ihn kenne, wird er zu dieser Entscheidung stehen." Das gelte auch für eine künftige Regierungsarbeit. "Wenn er antritt, tritt er um die Führungs- Verantwortung für das Land an. Da geht es um eine Legislaturperiode, um fünf Jahre."

Der 50 Jahre alte Thüringer Ministerpräsident war am Neujahrstag in Österreich mit einer 41 Jahre alten Skifahrerin zusammengeprallt. Die Mutter eines einjährigen Kindes starb, Althaus erlitt schwere Kopfverletzungen. Für den Tod der Frau übernahm der CDU-Politiker die Verantwortung. Am Dienstag wurde er in einem Schnellverfahren in Österreich wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von rund 33 000 Euro verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.