Unabhängige Beobachter kommen zu dem Schluss, dass Erfolgsmeldungen der Isaf-Truppen am Hindukusch oftmals übertrieben sind.

Kabul. Die jüngste "Erfolgsmeldung" datiert vom heutigen Freitag, doch einer Studie politischer Beobachter zufolge entsprechen längst nicht alle Angaben der Afghanistan-Schutztruppe Isaf der Wahrheit. Wie die unabhängige Forschungsgruppe Afghanistan Analysts Network (AAN) in einer aktuellen Untersuchung feststellt, entsprächen vor allem Berichte über die Tötung oder Festnahme "ranghoher Kommandeure“ oftmals nicht den Tatsachen. Zwischen Dezember 2009 und September 2011 wurden demnach fast 3800 Isaf-Pressemitteilungen ausgewertet.

Die Analyse der Daten habe vor allem bei der Kategorisierung getöteter oder festgenommener Aufständischer Ungereimtheiten ergeben, sagte ANN-Sprecher Alex Strick van Linschoten. So hätten einige der sogenannten Kommandeure möglicherweise einen viel geringeren Einfluss gehabt, als von der Isaf behauptet. "Einige dieser Anführer haben möglicherweise nur vier oder fünf Männer befehligt.“ Die Erkenntnisse stellten die Erfolgsmeldungen der Isaf damit erheblich infrage.

Afghanische und Nato-Einheiten töten 13 Rebellen

Derweil sind Polizeiangaben zufolge bei einer nächtlichen Militäroperation von afghanischen und Nato-Einheiten 13 Aufständische getötet worden. Bei der Aktion in der nordafghanischen Provinz Farjab sei am Donnerstagabend auch ein afghanischer Polizist ums Leben gekommen, sagte Polizeisprecher Mohammad Ahmadsai am Freitag.

Zehn Jahre Krieg in Afghanistan

Im ostafghanischen Bezirk Dangam schlugen am Freitag erneut mindestens fünf Artilleriegranaten ein, die von pakistanischem Territorium aus abgefeuert wurden, wie die Polizei in der Provinz Kunar mitteilte. Berichte über Opfer lägen nicht vor. Bereits am Donnerstag kam bei einem Angriff Aufständischer laut Nato-Angaben im Süden des Landes ein Soldat der Allianz ums Leben.

Gewaltbilanz: UN gegen Isaf

Erst Ende September hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einem Bericht an den Weltsicherheitsrat erklärt, die Sicherheitslage in Afghanistan habe sich zuletzt wieder dramatisch verschlechtert. So wurden nach UN-Angaben bis August dieses Jahres fast 40 Prozent mehr gewaltsame Zwischenfälle als im Vorjahreszeitraum registriert. Isaf erklärte dagegen, die Zahl der Anschläge und Angriffe sei gesunken.

Nach einem Nato-Beschluss soll der Kampfeinsatz am Hindukusch bis 2014 beendet werden. Vor diesem Hintergrund vermuten Beobachter wie das ANN, die internationalen Truppen könnten daran interessiert sein, die eigenen Erfolge und damit die Sicherheitslage in Afghanistan positiver darzustellen als diese in Wirklichkeit ist.

Mit Material von dpa und dapd