Der russische Präsident hat den niederländischen Experten in einem Telefonat Hilfe bei der Übergabe der Blackbox versichert. Merkel, Hollande und Cameron drohen mit schärferen Sanktionen.

Berlin. Angesichts des wachsenden internationalen Drucks hat Russlands Präsident Wladimir Putin seine „volle Kooperation“ bei der Aufklärung des mutmaßlichen Flugzeugabschusses in der Ortsukraine zugesagt. Deutschland, Frankreich und Großbritannien forderten einen freien Zugang zur Absturzstelle für die Ermittler und drohten Moskau mit einer Verschärfung der Sanktionen. Der UN-Sicherheitsrat könnte am Montag über eine Resolution zu dem Flugzeugabsturz beraten.

In einem Telefonat mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte bot Putin nach Angaben Den Haags seine Hilfe bei der Übergabe der geborgenen Leichen sowie des Flugschreibers der Boeing 777 an. Auch in einem Telefonat mit dem australischen Regierungschef Tony Abbott signalisierte Putin seine Kooperationsbereitschaft.

Das Flugzeug von Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord war am Donnerstagabend abgestürzt. Die meisten Passagiere stammten aus den Niederlanden. Ein Großteil Leichen befindet sich derzeit in einem Zug in der Stadt Tores. Die Kühlwaggons werden im Bahnhof von bewaffneten Rebellen bewacht. Die Separatisten sind nach eigenen Angaben auch im Besitz des Flugschreibers. Nach Angaben Ruttes sollen niederländische Experten am Montag mit der Identifizierung der Leichen beginnen.

Großbritannien, Frankreich und Deutschland hatten zuvor den Druck auf Putin erhöht. Putin müsse sich bei den prorussischen Separatisten dafür einsetzen, dass unabhängigen Experten der Zugang zum Absturzort gewährt werde, verlangten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der britische Premierminister David Cameron sowie der französische Präsident François Hollande.

Falls Russland die „erforderlichen Maßnahmen“ nicht „sofort“ treffe, werde der Rat der Außenminister der Europäischen Union am Dienstag „Konsequenzen“ ziehen, teilte das französische Präsidialamt mit. Bei ihren Gesprächen beklagten die drei Politiker nach Angaben der Bundesregierung auch den „katastrophalen Umgang der Separatisten mit den Opfern“.

Die Maschine der Malaysia Airlines war nach Einschätzung von US-Experten von einer Rakete getroffen worden, die aus dem von den Separatisten kontrollierten Gebiet abgefeuert wurde. Auch die ukrainische Regierung in Kiew beschuldigt die Aufständischen, während diese Kiew für den Absturz verantwortlich machen.

Die US-Regierung gab Russland am Wochenende deutlicher denn je eine Mitverantwortung an dem Unglück. Das eingesetzte Abschusssystem könne nur „von Russland in die Hände der Separatisten gelangt“ sein, sagte US-Außenminister John Kerry.

Nach Angaben der US-Botschaft in Kiew bestätigten Experten zudem die Authentizität eines vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlichten Audiomitschnitts, der ein Gespräch zwischen „bekannten Separatistenführern“ nach dem Abschuss von MH17 wiedergeben soll.

Der UN-Sicherheitsrat könnte unterdessen am Montag über einen von Australien eingebrachten Resolutionsentwurf beraten. In dem Text wird ein Ende aller Kampfhandlungen rund um den Absturzort verlangt. Zudem werden alle beteiligten Akteure in der Region, unter ihnen auch Russland, zur Zusammenarbeit mit den internationalen Ermittlern aufgefordert. Moskau könnte die Resolution mit seinem Veto blockieren.

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