Malaysia und die Ukraine werfen den Separatisten und Russland vor, Leichen und Beweismaterial weggeschafft zu haben. Die CDU fordert eine Blauhelm-Mission. Alle aktuellen Ereignisse im Liveticker.

Kiew/Moskau/Amsterdam. Nach dem mutmaßlichen Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine geht die Suche nach den Verantwortlichen weiter. Internationale Beobachter wollen am Sonnabend erneut versuchen, das Trümmerfeld zu inspizieren. Bei ihrem ersten Versuch durften sie sich auf Geheiß der prorussischen Separatisten, die in der Gegend das Sagen haben, nicht gänzlich frei an der Absturzstelle bewegen. Nach US-Erkenntnissen ist es sehr wahrscheinlich, dass moskautreue Kräfte die Maschine abgeschossen haben. Verfolgen Sie die aktuellen Ereignisse im Live-Ticker.

+++Separatisten sagen Zusammenarbeit bei Absturz-Untersuchung zu+++

16.00 Uhr: Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine haben Vorwürfe zurückgewiesen, sie würden eine Untersuchung der abgestürzten malaysischen Passagiermaschine massiv behindern. „Wir haben der OSZE zugesagt, weder die Flugschreiber zu entfernen noch Leichen abzutransportieren“, sagte einer der Sprecher der Aufständischen, Sergej Kawtaradse, am Sonnabend in Donezk.

Die Regierung in Kiew setze offenbar auf eine Verzögerungstaktik. „Die internationalen Experten sollen jetzt doch erst an diesem Sonntag zum Wrack kommen. Wertvolle Zeit geht verloren – Zeit, in der Spuren völlig zerstört sein können“, kritisierte Kawtaradse.

Auch Separatistenanführer Alexander Boradaj sicherte den Experten eine Zusammenarbeit zu. „Die Flugschreiber können zum Beispiel dem Internationalen Roten Kreuz übergeben werden, kein Problem“, sagte Borodaj. Er wies Berichte zurück, denen zufolge ein Team der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Freitag mit Warnschüssen empfangen worden sei. „Vielleicht war naher Kampflärm zu hören. Aber von uns hat niemand geschossen“, betonte er.

Russland kritisierte Berichte über einen angeblichen Abschuss der Maschine als „voreilig“. Damit sollten offenbar Ermittler beeinflusst werden, teilte das Außenministerium in Moskau mit.

+++Unionsexperte für Blauhelm-Mission in Ukraine+++

16.00 Uhr. Der CDU-Außenexperte Andreas Schockenhoff hat nach dem mutmaßlichen Abschuss eines Passagierflugzeugs über der Ostukraine mit fast 300 Toten einen UN-Blauhelmeinsatz in der Region gefordert. „Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir über einen Blauhelmeinsatz unter dem Dach der Vereinten Nationen mit einem entsprechenden Mandat nachdenken müssen“, sagte der Unionsfraktionsvize der „Rheinischen Post“. Eine Beteiligung der Bundeswehr in der Ukraine schloss Schockenhoff dabei nicht aus. „Wenn eine solche Mission zustande kommen sollte, würde auch Deutschland gefragt sein“, sagte er.

+++MH-17-Hinterbliebene warten in Amsterdam auf Flug in die Ukraine++

15.50 Uhr: Hinterbliebene der Insassen des malaysischen Passagierflugzeugs, das im Osten der Ukraine abgestürzt ist, haben sich am Flughafen Amsterdam-Schiphol versammelt, um zum Absturzort zu reisen. Es sei aber „unklar“, wann die Reise der Hinterbliebenen in das Konfliktgebiet starten könne, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft Malaysia Airlines am Sonnabend. Eine Maschine stehe zum Abflug bereit, aber der Zugang zum Absturzort sei nicht geklärt.

+++BKA-Identifizierungsexperten in die Ukraine gereist+++

15.45: Zwei Fachleute des Bundeskriminalamtes (BKA) sind am Sonnabend zur Bergung und Identifizierung der Absturzopfer in die Ukraine gereist. Ein BKA-Sprecher sagte der dpa am Sonnabend, die Mitglieder der Identifizierungskommission seiner Behörde seien um kurz nach 14.00 Uhr von Deutschland aus nach Kiew geflogen. Dort wollten sich die Deutschen mit einem größeren Team von Identifizierungsexperten aus den Niederlanden und voraussichtlich auch aus der Ukraine treffen und die Vorgehensweise besprechen. Die Lage sei recht unübersichtlich. Sowohl der genaue Einsatzort als auch die Führung der Mission müssten noch geklärt werden.

+++Steinmeier -"Letzte Gelegenheit" für Einlenken Moskaus in Ukraine+++

14.30 Uhr: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verschärft im Ukraine-Konflikt die Tonlage gegenüber Russland. „Moskau hat jetzt eine vielleicht letzte Gelegenheit zu zeigen, dass es wirklich ernsthaft an einer Lösung interessiert ist“, sagte Steinmeier der „Bild am Sonntag“. Zugleich machte er die prorussischen Separatisten für den Abschuss einer Passagiermaschine über der Ostukraine verantwortlich. „Man muss befürchten, dass die Separatisten sich auch jetzt, angesichts der fürchterlichen Katastrophe von MH 17, nicht an die grundlegendsten Regeln unserer Zivilisation halten. Das ist schockierend und empörend zugleich“, sagte Steinmeier.

Es sei unerheblich, ob das Flugzeug der Malaysia Airlines mit oder ohne Absicht abgeschossen worden sei. „Wer solche Waffen einsetzt, nimmt die Katastrophe in Kauf, die jetzt geschehen ist, und macht offensichtlich vor nichts mehr halt“, sagte Steinmeier. Er forderte wie zuvor Bundeskanzlerin Angela Merkel einen beidseitigen Waffenstillstand und eine effektive Kontrolle der ukrainisch-russischen Grenze.

Zudem gab er Russland zumindest eine Mitverantwortung für die Eskalation in der Ostukraine. „Jedenfalls hat die russische Führung in den letzten Wochen die Separatisten nicht erfolgreich von ihrem gefährlichen Tun abgehalten. Das Einsickern von Waffen ging weiter.“ Es werde immer unverständlicher, dass Akteure mit russischen Pässen „auf der Krim, in Slawjansk und jetzt in Donezk weiter ihr Unwesen treiben können“, ohne dass die Regierung in Moskau dies stoppe.

+++Malaysia Airlines: Maschine war nie in gesperrtem Luftraum+++

14.10 Uhr: Malaysias Transportminister hat Medienberichte zurückgewiesen, das über der Ukraine abgestürzte Flugzeug sei womöglich vom Kurs abgewichen. „Die Flugroute war so etwas wie eine Autobahn am Himmel“, sagte Liow Toing Lai in Kuala Lumpur. „Es war eine Route, die die internationalen Luftfahrtbehörden festgelegt haben. ... Die Maschine ist nie in gesperrtem Luftraum geflogen“, versicherte er. Alle Beteiligten hätten alle Regeln eingehalten. „Aber am Boden sind die Gepflogenheiten der Kriegsführung gebrochen worden. Es sieht so aus, als sei MH17 abgeschossen worden, ein inakzeptabler Akt der Aggression.“

Malaysia sei sehr besorgt, weil die Absturzstelle noch nicht gesichert sei, sagte Liow. „Es gibt Anzeichen, dass wichtige Beweisstücke nicht mehr vor Ort sind“, sagte er, wahrscheinlich mit Blick auf Medienberichte, dass die Blackbox der Maschine geborgen wurde. Liow sagte weiter, er werde persönlich nach Kiew reisen, um die Ermittlungen vor Ort zu begleiten.

+++Merkel und Putin für rasches Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe+++

14.00 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin haben sich für ein schnelles Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe mit den prorussischen Separatisten eingesetzt. Beide Politiker seien sich einig, dass es rasch ein direktes Treffen der Gruppe aus Vertretern der Ukraine, Russlands und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit den Separatisten geben müsse, um eine Waffenruhe zu vereinbaren, teilte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter am Sonnabend in Berlin nach einem Telefonat der Kanzlerin mit Putin am Vormittag mit.

+++Malaysia beklagt Manipulationen am Absturzort von MH17+++

12.30 Uhr: Die malaysische Regierung beklagt mangelde Schutzvorkehrungen am Absturzort der abgeschossenen Passagiermaschine in der Ostukraine. „Es gibt Hinweise, dass wichtiges Beweismaterial nicht am Ort gesichert wird“, sagte Verkehrsminister Liow Tiong Lai am Sonnabend in Kuala Lumpur.

Er verlangte sofortigen Zugang für malaysische Experten, um die menschlichen Überreste der Insassen des Flugzeugs zu bergen. „Wir brauchen die Unterstützung der Welt um sicherzustellen, dass der Ort nicht manipuliert wird, dass wir Zugang zu dem Ort bekommen“, sagte er. Ein malaysisches Team sei am Sonnabend in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen.

Zuvor hatte die ukrainische Regierung beklagt, dass 38 Leichen von dem von Aufständischen kontrollierten Absturzort in die Rebellenhochburg Donezk abtransportiert worden seien. Russische Spezialisten hätten dabei geholfen.

+++Kiew wirft Separatisten Zerstörung von Beweismaterial zu MH17 vor+++

10.55 Uhr: Die ukrainische Regierung hat den prorussischen Separatisten im Osten des Landes vorgeworfen, mit Hilfe Russlands Beweismaterial zum Absturz der malaysischen Passagiermaschine zerstören zu wollen. Die Rebellen hätten 38 Leichen vom Absturzort weggeschafft und hinderten ukrainische Ermittler am Zugang zu dem Gebiet, hieß es in einer am Sonnabend verbreiteten offiziellen Erklärung. Kiew wirft den Aufständischen im Osten des Landes vor, die Maschine von Malaysia Airlines am Donnerstagabend abgeschossen zu haben.

+++Ukraine wirft Separatisten Behinderung an Absturzstelle vor+++

9.30 Uhr: Die ukrainische Regierung hat den prorussischen Separatisten vorgeworfen, die Untersuchung des Wracks der malaysischen Passagiermaschine massiv zu behindern. Experten aus Kiew hätten sich lediglich 30 Minuten unter Aufsicht bewaffneter Aufständischer an der Absturzstelle nahe Grabowo aufhalten dürfen, sagte Vize-Regierungschef Wladimir Groisman am Sonnabend in Kiew.

Er forderte die militanten Gruppen auf, einer internationalen Kommission den Zugang zu dem Wrack zu ermöglichen. Auch Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beklagen, sich an der Absturzstelle nicht frei bewegen zu können.

Dem ukrainischen Geheimdienstchef Valentin Naliwaitschenko zufolge stimmten die Aufständischen einer „Sicherheitszone“ rund um das Wrack zu. „Wir hoffen nun, dass die Terroristen verschwinden und uns das Arbeiten an der Absturzstelle ermöglichen“, sagte er im Fernsehen. Separatistenanführer Andrej Purgin wies dies zurück. Die „Volkswehr“ bleibe an dem Ort, um eine „objektive Untersuchung“ zu gewährleisten.

Zwei Tage nach der Tragödie seien bisher 186 Leichen geborgen worden, teilte der staatliche ukrainische Rettungsdienst am Sonnabendmorgen mit. Die Suche nach den übrigen der insgesamt 298 Opfer gestalte sich sehr schwierig, da die Wrackteile über etwa 25 Quadratkilometer verstreut seien, hieß es. Das ist etwa die Fläche der Ostfriesischen Insel Norderney.

Etwa 170 Helfer seien im Einsatz, sagte ein Sprecher. Darunter seien auch Taucher, die einen nahen See absuchen würden. Insgesamt seien die Rettungskräfte mit 18 Fahrzeugen an der Absturzstelle. Das ukrainische Innenministerium reservierte unterdessen in Charkow für Angehörige und Hinterbliebene der Opfer Hunderte Hotelzimmer. In der Stadt rund 300 Kilometer von der Absturzstelle entfernt stünden auch Übersetzer und Psychologen bereit. Es war zunächst unklar, ob die sterblichen Überreste nach Charkow oder Mariupol gebracht werden.

+++Offenbar doch weniger Aids-Konferenz-Teilnehmer an Bord von MH17+++

8.00 Uhr: An Bord der in der Ostukraine verunglückten Maschine von Malaysia Airlines haben offenbar doch nur sehr wenige Teilnehmer der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne gesessen. Die Präsidentin der Internationalen Aids-Stiftung, Françoise Barré-Sinoussi, erklärte am Sonnabend, nach Kontakten mit den Behörden in Australien, Malaysia und den Niederlanden seien bislang nur sechs Vertreter bestätigt. Die Zahl könne „ein wenig höher“ sein, fügte sie hinzu, sie liege jedoch nicht in den berichteten Dimensionen.

Australische Medien hatten am Freitag berichtet, dass rund hundert Konferenzteilnehmer in der Maschine mit der Flugnummer MH17 saßen, die am Donnerstag in der Ostukraine abgestürzt war. Auch der Chef des UN-Aidsprogramms, Michel Sidibe, schrieb via Twitter, dass „viele Passagiere“ auf dem Weg zu der Konferenz gewesen seien, die am Sonntag im australischen Melbourne beginnt.

Bestätigt ist indes der Tod des führenden niederländischen Aids-Forschers Joep Lange. Auch Glenn Thomas von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starb bei dem Unglück. Beide waren auf dem Weg zu der Konferenz.

+++Malaysia Airlines erstattet Geld für stornierte Tickets+++

7.00 Uhr: Nach dem Absturz der Malaysia-Airlines-Maschine in der Ostukraine erstattet die Fluggesellschaft stornierte Tickets. Das gelte auch für billige Tickets, die normalerweise nicht umgetauscht werden können, teilte die Airline am Sonnabend in Kuala Lumpur mit. Flüge könnten auch kostenlos umgebucht werden.

Das Unternehmen hat innerhalb von vier Monaten die zweite Tragödie erlebt: Am 8. März verschwand bereits eine Boeing mit 239 Menschen an Bord auf dem Weg nach Peking unter bislang ungeklärten Umständen. Von dem Wrack, das vermutlich im Indischen Ozean abstürzte, fehlt weiter jede Spur. Die Aktien des Unternehmens brachen am Freitag ein.

+++Russischer Minister für unabhängige Absturz-Untersuchung+++

5.30 Uhr: Der russische Handelsminister Denis Manturow hat nach Angaben seines australischen Kollegen Moskaus volle Unterstützung für eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Flugzeugabsturzes in der Ukraine zugesagt. Das sagte Handelsminister Andrew Robb am Sonnabend dem australischen Sender Sky News. Robb war am Sonnabend in Sydney Gastgeber einer Konferenz der G20-Handelsminister. „Er hat mir allerdings nicht zugesichert, dass Russland die Aktivitäten der (pro-russischen) Separatisten (in der Ostukraine) stoppen will oder kann“, sagte Robb.

+++USA betont nochmals Verantwortung von Russland+++

4.30 Uhr: Nach dem Abschuss der Malaysia-Airlines-Maschine über dem Osten der Ukraine verdichten sich nach US-Angaben die Verdachtsmomente gegen prorussische Separatisten. Die bisherigen Beweise deuteten daraufhin, dass die verwendete Boden-Luft-Rakete aus den Rebellengebieten in der Region abgefeuert wurden, sagte US-Präsident Barack Obama bei einer Pressekonferenz. Er betonte auch, dass die Kämpfer einen „steten Strom an Unterstützung von Russland“ erhielten. Daher sei Moskau in der Pflicht, seinen Einfluss auf die Separatisten geltend zu machen, sagte Obama.

+++Obama spricht mit Merkel über weitere Russland-Sanktionen+++

3.00 Uhr: US-Präsident Barack Obama hat in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Ukraine-Krise und mögliche weitere Sanktionen gegen Russland beraten. In einer am Freitag vom US-Präsidialamt veröffentlichten Erklärung hieß es, Obama und Merkel seien sich einig darin gewesen, dass die Bemühungen um eine diplomatische Lösung des Konflikts fortgesetzt werden sollten. Beide hätten aber auch ihre Absicht bekräftigt, in engem Kontakt zu bleiben und sich abzustimmen, welche zusätzlichen Schritte erforderlich sein könnten.

Beide Politiker hätten betont, dass die Regierung in Moskau eine klare Verantwortung dafür trage, dass die Separatisten im Osten der Ukraine keinen Zugang mehr zu schweren Waffen und auch keine andere Unterstützung aus Russland erhielten, teilte das Präsidialamt in Washington weiter mit.

Obama besprach die Lage in der Ukraine auch mit dem britischen Premierminister David Cameron. Beide stimmten darüber ein, dass weitere Schritte gegen Russland unternommen werden müssten, wenn sich das Land weiterhin nicht sichtbar für eine Entspannung der Situation in der Ukraine einsetze, teilte das US-Präsidialamt nach dem Telefonat mit.